“Man wählt nicht den Kanzler”: In einem Interview spricht Kardinal Woelki über das Konklave und erklärt, warum sein Rücktrittsangebot nicht mehr zählt. Was Woelki über seine Zukunft und den neuen Papst verrät.
Ob der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki für den neuen Papst gestimmt hat, “das weiß der liebe Gott – und ich. Das bleibt unter uns”, erklärte er am Sonntag in der “Zeit”. Über die Wahl in der Sixtinischen Kapelle sagte Woelki: “Wenn man unter Michelangelos grandiosem Wandgemälde sitzt, dann wird einem der Ernst der Sache noch mal klar: Man wählt ja keinen Kanzler, sondern trifft eine Entscheidung mit Blick auf das Jüngste Gericht.”
Über das Vorkonklave berichtet Woelki als einer von drei aus Deutschland stammenden Papstwählern, nach einigen “sehr langen Abhandlungen” sei die Diskussion in Fahrt gekommen und kontrovers geworden. Zu den Inhalten dürfe er nichts sagen, “aber es standen klar erkennbar unterschiedliche Positionen nebeneinander”. In den Pausen des Vorkonklaves hätten die Kardinäle bei “Kaffee, Tramezzini (Sandwichs), Wasser und Saft” die Lage diskutiert – “auch über Personen”.
Er sei überrascht gewesen, dass Prevost so schnell zum Papst gewählt wurde. “Ich hatte mit ihm nicht gerechnet, obwohl er im Vorfeld genannt wurde. Man setzte allseits auf den Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Bei nur vier Wahlgängen können Sie sich vorstellen, dass Kardinal Prevost schnell die notwendige Zweidrittelmehrheit fand.”
Prevost sei zum Papst gewählt worden, weil viele Kardinäle ihn als Chef des Dikasteriums für die Bischöfe bereits gekannt hätten, erklärte Woelki: “Und anscheinend haben sie ihn so erlebt wie ich: als einen geistlichen, spirituellen Menschen, der aufmerksam zuhören kann. Durch kluges Nachfragen bringt er eine Sache voran. Er ist verbindlich, und er verbindet. Er tritt nicht verletzend und oder persönlich demütigend auf.” Er selbst habe Prevost als Chef des Bischofsdikasteriums dreimal getroffen und sich von ihm verstanden gefühlt.
Auf die Frage, ob Papst Leo XIV. nun über sein gegenüber Papst Franziskus ausgesprochenes Angebot, als Erzbischof von Köln zurückzutreten, entscheide, sagte Woelki: “Laut Kirchenrecht war mein Rücktrittsangebot bereits nach drei Monaten unwirksam.”
Die Einstellung des Verfahrens wegen den gegen ihn erhobenen Meineidvorwürfen wertete er trotz der Auflagen als uneingeschränkten Freispruch: “Dass das Verfahren eingestellt wurde, bedeutet, ich habe weder gelogen noch einen Meineid begangen. Punkt”, so Woelki.