Das Oberhaupt der Katholiken im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, hat sich äußerst besorgt über die Lage der Christen in der Region Land geäußert. Es herrsche unter ihnen große Angst, Unsicherheit und Leiden, so der Lateinische Patriarch von Jerusalem im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag. Die jüngsten israelischen Angriffe auf Kirchen im Gazastreifen zeigten, dass die Christen dort vom Krieg nicht ausgenommen seien und in Gaza niemand sicher sei. Die Menschen bräuchten Hilfe und Zuversicht.
In dieser Situation müsse sich die Kirche “auf konkrete Unterstützung für die betroffenen Familien” und für die Gemeinden konzentrieren, sagte Pizzaballa. Das gelte besondere für Gaza, aber auch für die Westbank, für Bethlehem. Dort seien viele Menschen derzeit ohne Arbeit und Perspektive. Es sei jetzt nicht an der Zeit, dass Kirche und Christen konkrete Vorschläge und Programme für ein Kriegsende machten.
Die Kirche dürfe sich nicht parteiisch auf eine Seite schlagen. “Sie muss immer für Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten”. Sie müsse frei bleiben, die aktuellen Vorkommnisse offen zu benennen und für Gerechtigkeit einzutreten – mit Respekt gegenüber allen, aber mit Entschiedenheit und Klarheit. “Sie darf nicht der Logik erliegen, dass mit dem einen zu sein bedeute, gegen den anderen zu sein.”
Kein Verständnis äußerte Pizzaballa für Forderungen, die christlichen Weihnachtsfeiern in Bethlehem wegen des Krieges abzusagen. “Die äußeren Umstände können die Formen und den Rahmen verändern und modifizieren, wie man Weihnachten feiert: jetzt eben sehr einfach, sehr bescheiden, ohne festliche Äußerlichkeiten. Aber in Jesu Geburtsort Bethlehem darf man keinesfalls auf die religiöse Feier des Weihnachtsfestes verzichten.”
Zurückhaltend äußerte sich der Kardinal zu möglichen Exit-Strategien aus dem Krieg und einer Nachkriegsordnung. Es fehle an klaren Ideen, jede Seite habe unterschiedliche Vorstellungen und möchte was anderes. “Aber sobald der Krieg zu Ende geht – und irgendwann wird er enden – müssen wir unsere Fehler aufarbeiten, uns unsere Versäumnisse bewusst machen und das tiefe Misstrauen überwinden.” Dann müsse ein Neuanfang beginnen.