Zu Beginn des Jahres wurde ein jüdischer Student von einem Kommilitonen in Berlin-Mitte attackiert. Nun wehrt er sich mit einer Klage gegen seine Universität. Sie habe die “antisemitische Stimmung” zu lange toleriert.
Der jüdische Student Lahav Shapira verklagt die Freie Universität (FU) Berlin mit dem Vorwurf, nicht genug für seinen Schutz vor Diskriminierung getan zu haben. Ein Sprecher des Berliner Verwaltungsgerichts bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) den Eingang einer solchen Klage am Mittwoch.
Shapira war Anfang des Jahres in Berlin-Mitte von einem deutschen Mitstudenten so schwer attackiert worden, dass er dabei Knochenbrüche im Gesicht erlitt. Diese Straftat war nach Einschätzung der Berliner Staatsanwaltschaft antisemitisch motiviert, wobei die Ermittlungen dazu noch nicht abgeschlossen sind.
Laut dem ZDF-Magazin frontal, dem die 16-seitige Klageschrift des jüdischen Studenten exklusiv vorliegt, wirft der 31-Jährige der Universität vor, “keine adäquaten Maßnahmen” ergriffen zu haben, “um die antisemitische Diskriminierung gegen den Kläger, aber auch andere jüdische Studierende zu verhindern oder diese strukturell zu beseitigen.” So habe sich ein “Umfeld der Unsicherheit entwickeln” können.
Dabei beruft Shapira sich auf Paragraf 5b des Berliner Hochschulgesetzes, welcher Hochschulen dazu verpflichtet, Diskriminierungen zu verhindern und bestehende Diskriminierungen zu beseitigen – insbesondere auch wegen einer “antisemitischen Zuschreibung”. “Es geht darum, dass die Uni die antisemitische Stimmung, die auch zu dem Angriff geführt hat, viel zu lange toleriert hat”, so Shapira im Interview mit ZDF frontal.
Wie lange über den Fall verhandelt wird, konnte das Gericht noch nicht sagen. Der FU lag die Klageschrift auf Nachfrage der KNA am Mittwochmorgen noch nicht vor.