Greifswald/Krummin. Zahlreich wie Sterne am Himmel sind die Klöster in Mecklenburg-Vorpommern – ginge es nach Barbara Resch aus Greifswald, so wäre das Bundesland daher keineswegs nur Sinnbild sommerlicher Badefreuden. Das touristische Leitbild müsste auch widerspiegeln, dass es ein Land der Klosterstätten ist, findet sie. Mit Küste zwar, aber eben auch mit einem Hinterland, das so voller Reichtum an historischem Kulturgut ist, dass es einfach besichtigt werden muss – statt auf der Durchreise zur See links liegen zu bleiben.
Mittelalterliche Klosterkultur. Tourismus. Wo sich beides trifft, dort hat Barbara Resch praktisch ihr Leben lang gearbeitet. Als studierte Kunsthistorikerin leitete sie 20 Jahre lang das Greifswalder Kulturamt. Die Begeisterung für Klöster nahm sie mit, als sie 2010 in den Ruhestand ging. Nun sitzt sie im gemütlichen Arbeitszimmer ihrer Wohnung, umgeben von ganzen Stapeln aus dicken Wälzern und dünnen Flyern über Klöster des Nordens, und berichtet begeistert vom Werdegang ihres Vereins, der Gemeinschaft der Klosterstätten in Mecklenburg-Vorpommern.
Großer Schritt
Damals hatte die Landesregierung Bemühungen unternommen, dem Erbe der mittelalterlichen Klosteranlagen auf die Sprünge zu helfen. Vertreter der Klosterstätten wurden zusammengetrommelt. „2011 haben wir uns dann als Landesgemeinschaft gegründet“, erzählt die unternehmungslustig wirkende Rentnerin. Anfangs lag der Sitz in Bad Doberan. Seit 2015 führt sie von Greifswald aus den Vorsitz.
Das Erbe bekannter machen, das ist das erklärte Ziel der Engagierten. 15 Klosterstätten insgesamt gehören in diesen Kreis, Fördervereine, Kommunen und Pfarrgemeinden sind Vereinsmitglieder. Einen großen Schritt weiter auf diesem Weg kam der Verein mit der Schaltung des neuen Internetauftritts www.klöstermv.de. „Jetzt können sich Besucher schon vor ihrer Reise einen guten Überblick verschaffen“, sagt Barbara Resch. Die Seite wurde vom Designbüro Progress4 in Greifswald gestaltet.
Eine digitale Karte zeigt die Lage der historischen Stätten im Land. 29 Klöster von A wie Althof bei Bad Doberan bis Z wie Zarrentin sind aufgelistet und mit weiterführenden Links versehen. Blau unterlegt sind diejenigen Klosterstätten, die selbst im Verein organisiert sind, wie beispielsweise die Schloss- und Klosteranlage Dargun. Ihnen kann der Gast schon auf der Seite einen Kurzbesuch abstatten: ein Klick, und die wichtigsten Informationen, Öffnungszeiten, Kontaktdaten und Fotos sind zu sehen. Über die Weiterleitung zu den Internetseiten der jeweiligen Anlagen werden dann auch Veranstaltungstipps sichtbar.
Reizvolle Landschaft
Die wenigsten Klöster sind heute noch Stätten christlichen Lebens. Dass trotzdem einige Kirchengemeinden mitmachen, so wie Bad Doberan, Dobbertin und Wanzka in Mecklenburg oder Krummin und Franzburg im pommerschen Kirchenkreis, freut Barbara Resch. „Die Pfarrämter sind ja oft so sehr eingebunden, und es geht über ihre Kräfte, sich auch noch um die touristische Erschließung alter Klosterstätten zu kümmern“, sagt sie.
Neben dem kulturhistorischen Aspekt möchte Barbara Resch auch auf die reizvolle Landschaft der Klos-terorte aufmerksam machen. „Ob ehemalige Zisterzienser Frauen- und Männerklöster oder die Niederlassungen der sogenannten Bettelorden in Städten: Die Klosteranlagen sind immer wieder nach gleichem Prinzip geordnet“, erklärt sie. „Sie sind am Wasser gelegen, ob an Seen oder dem Meer, in der Nähe von Wäldern und in Ertrag versprechender Flur.“ Wichtig war der Kunsthistorikerin und „Leseratte“ aber auch, dass die Internetseite aktuelle Publikationen über die Geschichte der Klosterstätten und ihre Orden auflistet.
Neben dem Online-Auftritt hat der Verein noch andere Arbeitsbereiche: „Wir möchten gern die Klosterstätten in die Route der Backsteingotik und die Europäischen Zisterzienserwege einbinden, die durch das Bundesland führen“, sagt Barbara Resch. Auch die Aufnahme in die verschiedenen touristischen Kartenwerke stehe auf der Agenda. Und damit sich die Agierenden untereinander kennenlernen, möchte der Verein die Angebote gern noch besser vernetzen. „So können die Klosterstätten auch gemeinsame Angebote entwickeln“, sagt Barbara Resch. Und neues Leben in die alten Anlagen tragen. (epd)