Von Ulrich Kastner
Die Rede Jesu von der Endzeit umfasst bei Matthäus die Kapitel 24 und 25. Sie ist eine Warnung an die Jünger und Jüngerinnen: Jesus rät der ersten Gemeinde in Jerusalem zur Flucht. Dort, in Jerusalem, wird der Tempel geschändet durch die Störung des Kultus. Die Aufstellung des Götzenbildes – das auch eine römische Cäsarenstatue sein kann –ist nur die dingliche Manifestation des Ungeheuerlichen: Der ewige Gottesdienst im Tempel hört auf. Wo aber kein Gottesdienst mehr möglich ist, ist auch kein Leben der Gemeinde möglich, sie muss fliehen. Genaueste Anweisungen werden für die Unverzüglichkeit der Flucht gegeben: keine Zeit, auch nur einen Mantel zu holen. Besonders hart trifft es die Schwachen und Verletzlichen der Gesellschaft: schwangere Frauen, stillende Mütter. Paradox: Gerade an dieser Rede vom Weltende wird einmal mehr deutlich, dass der christliche Glaube keine Jenseitsreligion ist, die die Gläubigen auf ein Leben nach dem Tod vertröstet. Jesus sehnt für die Gläubigen kein baldiges Martyrium herbei, sondern er mahnt sie nachdrücklich, ihr diesseitiges Leben zu erhalten – und zu leben. Der Glaube ist für hier und jetzt.(…)
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Predigttext am 9. Sonntag nach Trinitatis: Matthäus 24,14–30 (Reihe V)14 Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen. 15 Wenn ihr nun sehen werdet das Gräuelbild der Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt ist durch den Propheten Daniel – wer das liest, der merke auf! –, 16 alsdann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist; 17 und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hinunter, etwas aus seinem Hause zu holen; 18 und wer auf dem Feld ist, der kehre nicht zurück, seinen Mantel zu holen. 19 Weh aber den Schwangeren und den Stillenden zu jener Zeit! 20 Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat. 21 Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird. 22 Und wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt. 23 Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus!, oder: Da!, so sollt ihr’s nicht glauben. 24 Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, sodass sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten. 25 Siehe, ich habe es euch vorausgesagt. Auszug
„die Kirche“ beteiligt sich an der Revision der Perikopenordnung. Jedem Kirchenkreis wurde durch die EKBO eine Perikopenreihe zugeordnet.