Im Mittelpunkt des Kriegs muss der Blick für das Leid der Menschen stehen, ist der Jerusalemer Abt Nikodemus Schnabel überzeugt. In Berlin trat er als Gastprediger bei der Fronleichnamsfeier auf.
Der Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem, Nikodemus Schnabel, hat die Menschen in Deutschland gebeten, beim Blick auf den Gazakrieg nicht in Gut-Böse-Kategorien zu denken. “Sie tun uns keinen Gefallen, wenn Sie die Töne möglichst schrill halten. Wir brauchen keine Hashtags, wir brauchen keine Flaggen, wir brauchen auch keine Schwarz-Weiß-Positionierungen”, sagte der Benediktiner am Donnerstag in Berlin im Rahmen des Fronleichnamsfestes auf dem Bebelplatz, wo er als Gastprediger auftrat.
Alle Hymnen, alle Flaggen, alle Landesgrenzen seien Menschenwerk, so Schnabel weiter. “Das kann man alles ändern. Dafür müssen wir nicht Gott bemühen oder vorschieben.” Was zähle, sei, “den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. “Denn die Menschen leiden auf beiden Seiten – es ist ein Ozean des Leides.” Deshalb sei es wichtig, über Mauern hinweg zu denken. Unabhängig von der eigenen religiösen Beheimatung oder Weltanschauung. Bibel, Grundgesetz oder etwa die Philosophie Kants würden hinsichtlich der Würde jedes Menschen übereinstimmen, ist Schnabel überzeugt.
Mit dem Fest Fronleichnam demonstrieren Katholiken öffentlich ihren Glauben. Als sichtbares Zeichen wird bei einer Prozession eine reich verzierte Monstranz, ein Schaugefäß, mit einer geweihten Oblate getragen. Nach katholischem Verständnis ist Christus darin gegenwärtig.
In den Kirchengemeinden des Erzbistums finden die Prozessionen in der Regel am folgenden Sonntag statt, weil Fronleichnam in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern kein gesetzlicher Feiertag ist.