Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) hat bei einem Besuch der Gedenkstätte Ahlem in Hannover bekräftigt, dass Polizei und Justiz jede Form von antisemitischen Äußerungen konsequent verfolgen und der Schutz jüdischer Einrichtungen verstärkt werde. „Unser wichtigstes Anliegen ist, dass sich Jüdinnen und Juden in unserem Land sicher fühlen“, sagte Behrens am Donnerstag. Am Sonntag (29. Oktober) wurden in der Gedenkstätte Dutzende antisemitische und nationalsozialistische Aufkleber entdeckt. Unter anderem auch an der Wand, auf der die Namen der NS-Opfer stehen. Die Botschaften wurden entfernt, der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung.
Behrens besuchte die Gedenkstätte gemeinsam mit Regionspräsident Steffen Krach (SPD). Sie sprachen unter anderem mit Mitarbeitenden. Begleitet wurden die Politiker von dem Vorsitzenden des Verbandes jüdischer Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, sowie der Geschäftsführerin der Liberalen Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Rebecca Seidler.
Behrens zeigte sich schockiert von der Attacke auf die Gedenkstätte. „Das Anbringen der antisemitischen Parolen bezeugt die besonders perfide Gedankenwelt der Täter“, sagte die Innenministerin. Die Stätte erinnere an die schreckliche und vernichtende Verfolgung von Juden durch die Nationalsozialisten, „auch hier in Niedersachsen.“
3.000 Jüdinnen und Juden seien von Ahlem aus in Gettos sowie Konzentrationslagern deportiert worden. Damit sei die Gedenkstätte weit mehr als ein Erinnerungsort, sagte Behrens. „Sie dient auch dazu, dass wir den Wert unserer Demokratie heute hochhalten, wertschätzen und schützen.“
In den Räumen der heutigen Gedenkstätte richteten die Nationalsozialisten 1941 eine Sammelstelle für die Deportation von Juden ein, die in die Vernichtungslager in Osteuropa gebracht werden sollten. Davor befand sich dort eine „Israelitische Gartenbauschule“. Seit 1893 wurden junge jüdische Männer in Gartenbau und Handwerk ausgebildet, ab 1903 auch Frauen in Hauswirtschaft. 1943 zog eine Dienststelle der Gestapo für Zwangsarbeiter in die Räume ein. Zudem entstanden eine Hinrichtungsstätte und ein Polizeigefängnis. Die Gedenkstätte erinnert seit 1987 an die Geschichte des Ortes.