In der medialen Begleitung des Bundestagswahlkampfs ging es vor allem um Migration, Inflation und Verteidigung. Viele andere Themen fielen dabei zu oft unter den Tisch, kritisiert eine Initiative – und kürt ihre Top Ten.
Deutsche Rüstungsexporte für Kindersoldaten steht auf Platz eins der Rangliste der “Vergessenen Nachrichten” des Jahres 2025. Das gab die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) am Donnerstag in Köln bekannt. Trotz internationaler Abkommen habe Deutschland seine Rüstungspolitik nicht ausreichend angepasst, um zu verhindern, dass Kindersoldaten mit deutschen Waffen ausgerüstet werden. “In deutschen Medien wird darüber praktisch nicht berichtet”, kritisiert die Initiative, die die Rangliste einmal im Jahr gemeinsam mit dem Deutschlandradio herausgibt.
Auf dem zweiten Rang platzierte die Jury aus Wissenschaftlern und Journalisten die Zustände im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Samos. Demnach bemängeln sie eine “weiterhin menschenunwürdigen Zustände, mangelnde Versorgung und die Perspektivlosigkeit der Geflüchteten”. Die mediale Aufmerksamkeit sei stark zurückgegangen und die drängenden Probleme somit aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden, kritisiert die Jury.
Den dritten Platz belegt das Verbot von Menschenrechtsorganisationen in Äthiopien. Nach dem Ende des Krieges in der Region Tigray habe das Medieninteresse an den Vorgängen in Äthiopien stark nachgelassen, obwohl Deutschland als Mitglied des UN-Menschenrechtsrats mit seinem Abstimmungsverhalten mit dafür verantwortlich sei, dass internationale Kontrollmechanismen geschwächt worden seien. Über die Verbote von Organisation sei praktisch nicht berichtet worden.
“Wir sehen aktuell eine echte Nachrichtenschwemme in den Sozialen Medien und gleichzeitig eine starke Themenverengung. Beispielhaft dafür ist der jüngste Wahlkampf, in dem es fast ausschließlich um Migration, Inflation und Verteidigung ging, weil davon zunächst die Sozialen Medien geflutet wurden und der überwiegende Teil der Medien auf genau diesen Zug aufgesprungen ist”, so Hektor Haarkötter, INA-Vorsitzender und Professor für politische Kommunikation an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. “Wir möchten dafür werben, dieser Entwicklung entschlossen entgegenzutreten und den Blick wieder zu weiten.”
Auf den hinteren Plätzen der Top-Ten-Liste stehen Themen wie Obdachlosigkeit trotz fester Anstellung, politischer Druck auf Beamte durch Änderungen im Beamtengesetz oder Bildungsungerechtigkeit für Pflege- und Heimkinder. Auch die wachsende Zahl schwerer Arbeitsunfälle, Vorurteile gegen Migrationen im Gesundheitssystem, die nicht aufgearbeitete Geschichte der DDR-Vertragsarbeiter aus Mosambik und die sogenannte Erdrosselungsgrenze im Steuerrecht seien vom deutschen Journalismus nicht ausreichend beachtet worden.