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Infektiologe: Gut auf neue Pandemie vorbereitet – aber nicht optimal

Fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie im chinesischen Wuhan ist das deutsche Gesundheitssystem nach Ansicht des Würzburger Infektiologen und Tropenmediziners August Stich besser auf eine mögliche neue Pandemie vorbereitet als damals. Von einer optimalen Vorsorge sei man aber noch weit entfernt, sagte der Professor der Uniklinik Würzburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es scheitere „an den politischen Gegebenheiten“, um auf globale Phänomene wie Pandemien gut vorbereitet zu sein.

„Wir können in Deutschland und Europa noch so gut vorbereitet sein – Seuchenbekämpfung muss man global denken“, sagte Stich. Mit ein paar mehr Blaulichtfahrzeugen und ausgebildeten Mitarbeitern komme man dem Thema nicht bei. Bei Corona habe man erstmals in Echtzeit auch medial miterleben können, wie schnell sich eine Krankheit weltweit verbreiten kann – mit teilweise schlimmen Konsequenzen. „Es braucht mehr globale Gerechtigkeit bei der medizinischen Versorgung – nicht zuletzt auch zum Eigenschutz“, erläuterte Stich.

Weil man Seuchen nicht mit nationalen und schon gar nicht regionalen Alleingängen bekämpfen könne, seien internationale Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation und deren Stärkung das einzig sinnvolle Gegenmittel. „Die WHO ist ziemlich pleite – und das wird unter US-Präsident Donald Trump nicht besser“, sagte Stich. Daher gelte es vorerst zumindest, auf freiwillige Kooperationen und Austausch zu setzen: „Wir brauchen mehr Querverbindungen zwischen Arztpraxen, Krankenhäusern und öffentlichem Gesundheitsdienst.“

Für eine bessere Pandemie-Vorsorge braucht es Stich zufolge nicht unbedingt mehr Geld. Denn im deutschen Gesundheitssystem stecken „viele finanzielle Ressourcen, die nicht so optimal eingesetzt werden“. Durch eine andere Prioritätensetzung könnte viel bewegt werden – etwa, indem man beispielsweise wieder mehr Geld für eine Vorhaltefinanzierung von Schutzausrüstungen bereitstellt: „Vor Corona wurde alles nur nach Bedarf und nicht auf Vorrat eingekauft – das war kein Problem, bis die Lieferketten wegen Corona kollabiert sind.“

Grundsätzlich aber ist laut Stich in der Bekämpfung und Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland vieles gut und richtig gelaufen: „Es gibt natürlich auch Dinge, die nicht gut waren – aber das war wirklich nicht die große Mehrheit.“ So habe beispielsweise das Pflegepersonal großartiges geleistet. In der Gesellschaft sei eine enorme Solidarität entstanden, die er so nicht für möglich gehalten hätte. „Das Recht auf Gesundheit ist ein Wert an sich – das sollten wir weiter hochhalten, wie damals in der Corona-Pandemie.“ (00/4003/22.12.2024)