Bei der Eröffnung der neuen Synagoge in Potsdam war viel Polit-Prominenz vertreten. Gut zwei Jahrzehnte mussten die jüdischen Gemeinden der Stadt auf diesen Moment warten. Die Eröffnung fällt in eine schwierige Zeit.
Von einem “geschichtsträchtigen Tag” sprach der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer. Von einem “Tag des Stolzes und der Freude” der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Mit einem Festakt in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wurde am Donnerstag das jüdische Synagogenzentrum in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam feierlich in Betrieb genommen.
Erstmals wurden die Thorarollen der jüdischen Gemeinden der Stadt Potsdam aus ihrem Schrein genommen, während der Vorsitzende der orthodoxen Rabbinerkonferenz, Rabbiner Avichai Apel, Psalm 30 auf Hebräisch betete: “Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet…”
Gut 20 Jahre mussten die jüdischen Gemeinden Potsdams auf diesen Moment warten. Schon 2005 war der Neubau einer Synagoge im Staatsvertrag zwischen dem Land und dem Landesverband der jüdischen Gemeinden vereinbart worden. Doch schier endlose Streitigkeiten um den Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland, die zu mehrfachen Spaltungen der jüdischen Gemeinden führten, verhinderten eine schnellere Fertigstellung.
Schließlich gelang es Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) eine Idee ihrer Vorgängerin Martina Münch (SPD) wieder zu beleben und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland als Partner mit ins Boot zu holen. Dadurch sei der Gordische Knoten durchschlagen worden, sagte Zentralratspräsident Schuster.
“Das Land Brandenburg kann zwar einen Sakralbau errichten, aber als säkularer Staat kann es weder die Gestalt dieses Gebäudes entscheiden noch kann es ein Gotteshaus betreiben”, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). “Ohne jüdischen Partner ging es also nicht.”
Künftig sollen vier jüdische Gemeinden, die zusammen rund 800 Mitglieder haben, den 17,5 Millionen Euro teuren Bau gemeinsam nutzen: “Die Synagoge ist ein Ort der Verbindung zwischen den Menschen und dem, der unsere Bitten hört und erhört”, heißt es. Neben einem großen, ganz aus Eichenholz gestalteten Gemeindesaal, der nach Männern und Frauen getrennt Platz für 199 Menschen bietet, gibt es in dem Gebäude auch Vortragsräume, ein Begegnungscafe, eine Dachterrasse und ein jüdisches Ritualbad, eine so genannte Mikwe.
Überschattet wurde die Einweihung des Gotteshauses indes vom immer stärker wachsenden Antisemitismus in Deutschland, der besonders nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober an Schärfe zugenommen hat. Bundespräsident Steinmeier rief deswegen in seiner Rede zur Solidarität mit Israel auf. “Wenige Tage nach dem 7. Oktober war ich in Israel, im zerstörten Kibbuz Be’eri, und habe gesagt: Unsere Solidarität gilt einem Israel, das Opfer ist”, sagte Steinmeier. “Sie muss auch gelten gegenüber einem Israel, das sich wehrt.”
Steinmeier betonte, dass man gleichzeitig aber nicht die Augen vor dem unermesslichen Leid verschließen dürfe, das der Krieg im Nahen Osten für die Menschen in Gaza bringe. “Selbstverständlich muss es auch in unserem Land möglich sein, den Schmerz, die Trauer über die palästinensischen Opfer, die Angst um Angehörige und Freunde zu zeigen, auch im öffentlichen Raum”, sagte Steinmeier. Das garantiere das Grundgesetz, das garantiere die Demokratie. “Aber die Grenze ist dort überschritten, wo die Trauer, der Schmerz, die Verzweiflung zu Hetze wird, zu blankem Hass, im schlimmsten Fall zu Gewalt gegen Jüdinnen und Juden.”
Wo Kritik an der israelischen Regierung umkippe in die Forderung, den Staat Israel auszulöschen, sei eine Grenze überschritten. “Niemals dulden wir Hass und Gewalt gegen Jüdinnen und Juden in unserem Land”, sagte der Bundespräsident. “Niemals dulden wir Antisemitismus!”