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Im Gespräch – Leserbriefe

Liebe Leserinnen und Leser, hier, auf der Seite „Im Gespräch“, haben Ihre Meinungen Platz. Wir freuen uns über jede Zuschrift zu Beiträgen in unserer Zeitung, über weiterführende Argumente, über kritische ebenso wie über zustimmende Anmerkungen. Allerdings müssen wir uns bei der Veröffentlichung Kürzungen vorbehalten. Außerdem benötigen wir Ihre volle Anschrift und eine Telefonnummer für eventuelle Rückfragen. Einzelne Briefe stellen wir auch in unserer Internet-Ausgabe ein. Wenn Sie das nicht wünschen, bitten wir um Mitteilung. Schließlich möchten wir noch darauf hinweisen, dass die veröffentlichten Zuschriften auf dieser Seite keine Meinungsäußerungen der Redaktion sind, sondern der Leserinnen und Leser. Vielen Dank! Ihre UK-Redaktion

Aufstehen für Palästina und Israel
UK 33, Kreiselsammler Avraham Burg (Seite 9: „So bescheuert, dass es mich glücklich macht“)
Ich habe mich sehr gefreut an der Reportage zu Avraham Burg und seinen vielen Kreiseln. Wir haben auch ein paar – einige aus Olivenholz.
Nur, als ich alles gelesen hatte, bekam ich es mit der Angst: Wo liegt Nataf (der Ort, an dem Burg lebt; d. Red.)? Könnte auch dort die Militärpolizei sein Haus zerstören?
Ich trage seit dem 4. Mai 2018 einen Artikel der „TAZ“ bei mir. Beduinen seien, so heißt es darin, bei flimmernder Hitze ohne Wasser und Strom.
Warum fragen immer wieder Christen: „Wie kann Israel so etwas tun“? Weil dort unsere Wurzeln des Glaubens sind! Melden wir uns! Jesus, unser Bruder, hat uns gelehrt: Du sollst deinen Bruder, deine Schwester lieben wie dich selbst. Darum üben wir Kritik an der Politik Israels, zum Beispiel am Zerstören von Häusern.
Diese Politik schadet auch unseren jüdischen Mitbürgern hier. Bei der Eröffnung der „Woche der Brüderlichkeit“ 2018 wurde mir gesagt: Wir haben nichts mit der Politik Israels zu tun! Deshalb: Lasst uns aufstehen für Palästina und Israel, dass Frieden einkehren kann.
Magdalene Wichmann, Minden

Die Mischung macht‘s
UK 36/2018, Angemerkt (Seite 1: „Und plötzlich geht‘s doch“ und anderes)
Mit Freude habe ich Ihre Ausgabe vom 2. bis 8. September gelesen.
Die Mischung macht es für mich: Anstrengende Beiträge und was zum Schmunzeln. Wie der Beitrag „Und plötzlich geht‘s doch“.
Dank dafür. Joachim Meyer, Hagen

Kirche verharmlost
die Gewalttaten

UK 37/2018, Namibia (Seite 4: „Völkermord an Nama und Herero anerkennen“)
Seit vielen Jahren kämpfen die Nachfahren der beiden namibischen  Völker, die Betroffene des Völkermords 1904 bis 1908 sind, um ihr Recht. Ihre Beharrlichkeit erinnert mich an Jesu Gleichnis „Vom ungerechten Richter – der harnäckigen Witwe“. Erst als die Frau ihm lästig wurde, er in Sorge war um das eigene Ansehen, verschaffte er der Witwe Recht.
Die Herero und Nama mit ihrer Forderung, nach mehr als 100 Jahren endlich ihr Recht zu bekommen, können seit kurzer Zeit sehr öffentlich wirksam ihren Anspruch auf Gehör, auf Entschuldigung und auf ihre Forderung nach einem Entschädigungsfond durch die deutsche Regierung darstellen. Auf diese Beharrlichkeit wollte die Bundesregierung um der Öffentlichkeit willen reagieren.
Nicht wie in Jesu Gleichnis, dort bekam die Benachteiligte ihr Recht, handelten unsere Kirche und die Regierung: Sie gab nicht die menschlichen Überreste, die Folgen damaliger Straftat – Ruhestörung der Toten –, mit Worten und Gesten der Scham und des Bedauerns an die Vertreter der Herero und Nama in angemessener Stille zurück.
Auch waren weder Kanzlerin noch Vizekanzler oder Außenminister anwesend, die eine völkerrechtlich wirksame Entschuldiung hätten aussprechen können. Es wurde kein Druck auf die Mehrheitsbevölkerung Namibias und deren Regierungsvertreter ausgeübt, den Menschen der beiden kleineren Völker ihren gerechten Anteil an der Entwicklungshilfe aus Deutschland zuzuteilen, ihnen Stücke des damals geraubten Landes zurückzugeben. Stattdessen wurde eine öffentlichkeitswirksame Inszenierung in Berlin in der Französischen Friedrichstadtkirche mit einem Gedenkgottesdienst veranstaltet.
Der Völkermord zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das blutigste Verbrechen der deutschen Kolonialgeschichte. Die EKD lässt zu, dass unter ihrer Beteiligung in einer Kirche eine Zeremonie stattfindet. Sie ruft dazu auf, den Völkermord an Herero und Nama anzuerkennen, doch ihr Handeln verharmlost die Schwere der Gewalttaten und unterstützt die Bundesregierung dabei, weiterhin vor einer offiziellen Entschuldigung mit allen daraus folgenden finanziellen Konsequenzen auszuweichen.
Bevor in Jesu Gleichnis die Witwe dem Richter weiterhin lästig werden kann und er sein Gesicht verliert, spricht er Recht. „Der ungerechte Richter“ als Vorbild!
Ruth Rogalla, Bochum

Würdelos
UK 38/2018, Abendmahl (Leitartikel Seite 1: „Nur die Ruhe“; Seite 2: „Christi Leib in Plastikdöschen“)
Diese Form der Abendmahlsfeier im Format „Kaffeesahnedöschen“ hat mir gerade noch gefehlt! Nie und nimmer würde ich daran teilnehmen, weil ich sie dem Sakrament gegenüber für würdelos halte. Die von mir seit vielen Jahren praktizierte Intinctio stellt meines Erachtens  aus vielerlei Gründen eine wirkliche Alternative dar: Sie betont den Gemeinschaftscharakter der Feier; sie vermeidet jeglichen Müll; sie lässt erst gar keine Hygiene-Bedenken aufkommen.
Wolfgang Beitz, Gelsenkirchen

 Ersatzteillager
auf zwei Beinen

UK 38/2017, Organspende (Seite 5: „Ethisch ein Grenzfall; „Vier Modelle – ein Ziel“)
Es ist gut, dass die Kirchen gegen die Widerspruchslösung bei der Organspende sind. Ich finde es sehr ärgerlich, dass die Diskussion um die Organspende so einseitig ist und nur die Vorteile benannt werden. Nachdem ich mich sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe und viel darüber gelesen habe, bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich weder Organspender noch Organempfänger sein möchte. Ein Mensch ist nun einmal keine Maschine, bei der man ein Ersatzteil problemlos austauschen kann und die dann wieder genauso funktioniert wie vorher.
Der Organempfänger wehrt sich gegen das fremde Organ und muss lebenslang Medikamente nehmen, um die Abstoßungsreaktion zu unterdrücken. Außerdem hat ein fremdes Organ auch nur eine begrenzte „Haltbarkeitsdauer“. Der Organspender wird in seinem Sterbeprozess gestört, und ein Hirntoter ist nicht wirklich tot, wenn man nicht künstlich eine Grenze zwischen Körper und Gehirn setzen will.
Die Widerspruchslösung bedeutet, dass jeder Mensch als Ersatzteillager auf zwei Beinen angesehen wird und ist äußerst zynisch. Jeder sollte auch das Recht haben, sich nicht mit dem Thema auseinanderzusetzen, weil nicht jeder dazu in der Lage ist. Und es ist äußerst unfair, diese Leute zur Organspende zu zwingen. Man sollte jede Entscheidung für oder gegen Organspende respektieren.
Silke Bestek, Gelsenkirchen