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Hotline gegen Islamismus: Mädchen gerade besonders gefährdet

Nach Einschätzung einer bundesweiten Beratungsstelle gegen Extremismus sind vor allem Mädchen momentan für islamistische Positionen empfänglich. “Das ist bei unserer Hotline gerade der Klassiker”, sagte der Geschäftsführer von “Violence Prevention Network”, Thomas Mücke, am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.

Seit dem Angriff der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober auf Israel hätten sich die Anrufe von Hilfe suchenden Eltern insgesamt verdreifacht, sagte Mücke. Insgesamt haben sich demnach seitdem mehr als 100 Menschen gemeldet, die sich um eine Radikalisierung ihrer Kinder sorgten.

Die meisten Anrufer sind demnach deutscher Herkunft. Dies liege auch daran, dass deutsche Familien bei Beratungsbedarf eher Hilfsangebote in Anspruch nähmen. “Wir müssen davon wegkommen, zu glauben, dass es sich bei Radikalisierungsgefahr nur um ein Problem innerhalb des Migrationsmilieus handelt”, mahnte Mücke.

Islamistische Organisationen versuchten, “immer alle anzusprechen, um für die Ideologie zu werben”. Dies werde vor allem über Emotionen versucht, etwa wenn Bilder von leidenden und sterbenden Kindern im Gazastreifen gezeigt würden. “Junge Menschen sind über die moralische Instanz leicht ansprechbar”, so Mücke.

Ein Alarmzeichen sei, wenn die Eltern herausfänden, dass etwa die minderjährige Tochter heimlich zum Islam konvertiert sei oder dies vorhabe. “Oft kommen dann Aussagen hinzu, dass der Islam die einzig wahre Religion sei und durch ihn alles besser werde. Auch wird oft ein Schulabbruch in Erwägung gezogen und versucht, die Familie in ihrer Lebensweise zu beeinflussen.”

Besonders empfänglich seien Kinder in Trennungssituationen oder anderen problematischen Familiendynamiken. “Bevor sich jemand von Extremisten ansprechen lässt, gehen andere Konflikte voraus”, sagte Mücke.

Viele Eltern, die anriefen, seien verzweifelt, weil sie keinen Zugang mehr zu ihren Kindern hätten. “Am wichtigsten ist es, die Kommunikation nicht abbrechen zu lassen”, betonte Mücke. “Die Extremisten wollen ja, dass es zu Konflikten in der Familie und im Freundeskreis kommt, damit nur noch sie Zugang zu dem Jugendlichen haben.”

Der Berater rät Eltern deshalb, trotz aller Ängste um das Kind gesprächsbereit zu bleiben und Verständnis zu zeigen. “Beim Kind darf nicht hängenbleiben, dass die Eltern gegen es sind, sondern dass sie sich Sorgen machen.”