Mehr Geflüchtete, aber weniger Mittel – zum Weltflüchtlingstag fordern mehrere Organisationen mehr Hilfe für Menschen auf der Flucht. Zugleich kritisieren sie Verschärfungen in der Migrationspolitik.
Hilfswerke warnen zum Weltflüchtlingstag (20. Juni) davor, Menschen auf der Flucht zu wenig zu unterstützen. “Die Zahl der Vertriebenen steigt, doch die internationale finanzielle Unterstützung nimmt ab”, erklärte der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel, am Dienstag in Bonn. Ohne ausreichende finanzielle Mittel stünden Geflüchtete oft ohne Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung da.
Besonders dramatisch sei die Situation in langfristigen und akut eskalierenden Flüchtlingskrisen. Für Geflüchtete aus dem Sudan, die in den Nachbarländern Schutz suchten, stünden aktuell nur 15 Prozent der benötigten Mittel zur Verfügung. Ähnlich unterfinanziert seien regionale Hilfspläne in den Krisenregionen Syrien, Afghanistan, Venezuela, Demokratische Republik Kongo und in der Ukraine. “Wir appellieren an Regierungen und die internationale Gemeinschaft, die Hilfsleistungen für Geflüchtete deutlich zu erhöhen”, so Zentel.
Das Kinderhilfswerk World Vision machte auf die prekäre Lage geflüchteter Familien weltweit aufmerksam. “Wir sind nicht nur Zeugen einer Hungerkrise – wir sind Zeugen einer systematischen Demontage der Kindheit”, sagte Amanda Rives, Direktorin für Katastrophenhilfe bei World Vision International. In vielen Krisenländern seien Eltern gezwungen, die Ausbildung des Nachwuchses dem Kampf ums tägliche Überleben zu opfern. “Wir sehen, wie Kinder aus den Klassenzimmern in gefährliche Arbeit, frühe Heirat und Ausbeutung gedrängt werden, nur weil sie nicht genug zu essen haben.”
Eine aktuelle Auswertung des Hilfswerks trägt Daten aus 13 Krisenstaaten zusammen, darunter Syrien, Bangladesch, Myanmar und mehrere afrikanische Länder. Die Ergebnisse weisen den Angaben zufolge auf einen gefährlichen Anstieg von Hunger, Kinderarbeit, Zwangsheirat, Schulabbruch und Kinderhandel hin. In einer Befragung geflüchteter Familien habe sich gezeigt, dass 58 Prozent unter bedrohlichem Hunger litten. Besonders schlimm sei die Lage im Südsudan, wo 97 Prozent von entsprechenden Entbehrungen berichtet hätten.
Die Frauenrechtsorganisation Solwodi kritisierte Abweisungen an Staatsgrenzen, etwa zwischen den USA und Mexiko, aber auch an den deutschen Außengrenzen. Dass immer mehr Länder als sichere Herkunftsstaaten eingestuft würden, könne besonders für Frauen gefährlich werden, da sie in einigen Ländern geschlechtsspezifischer oder häuslicher Gewalt ausgesetzt seien.