Der Kölner Dom ist mit 30 000 Besuchern jeden Tag nach wie vor eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Neben vielen schaulustigen Touristen und Gottesdienstbesuchern hat die Kathedrale aber noch andere – nicht so gern gesehene – Gäste: Tauben. Während manche sie füttern, machen die meisten einen großen Bogen um die von Kritikern auch als „Ratten der Lüfte“ bezeichneten Vögel. Und obwohl die Taube symbolisch für den Heiligen Geist steht, will das Kölner Domkapitel jetzt gegen sie vorgehen. Denn der Kot der Tiere greift die Bausubstanz des historischen Gebäudes massiv an.
Tauben sollen nachhaltig vertrieben werden
„Der Kot der Tauben verunreinigt den Kölner Dom“, erläutert Dombaumeister Peter Füssenich. „Sein Säuregehalt beschleunigt darüber hinaus die Verwitterung der Bausubstanz. Und man darf nicht vergessen, dass Taubenkot auch eine Brutstätte für Parasiten ist.“ All das führe schließlich dazu, dass viele Mitarbeiter der Dombauhütte ständig mit dem Ausbessern, Renovieren und Ersetzen von Bauteilen befasst seien.
Um die Tauben nachhaltig zu vertreiben, hatte die Dombauhütte das Gebäude an vielen Stellen bereits mit Spikes und Netzen gesichert. Als zusätzliche Maßnahme engagiert das Domkapitel Köln jetzt einen Berufsfalkner. Marco Wahl soll seinen afrikanischen Lannerfalken „Jambo“ und seine Wüstenbussarde regelmäßig über den Dom kreisen lassen. Wahl betreibt eine Falknerei im Tierpark Niederfischbach, ist aber mit seinen Greifvögeln auch häufig auswärts unterwegs. So arbeitet er am Flughafen Köln/Bonn für die „Bird Control“, die präventiv gegen Vogelschlag vorgeht.
Mit der sogenannten „Vergrämung“ sollen die Tauben nachhaltig vertrieben, aber nicht gejagt oder getötet werden. „Ich bilde meine Greifvögel so aus, dass ich sie lenken kann. Wenn ich merke, dass ein Vogel Jagd auf eine Taube machen will, fange ich schon an zu winken und zeige ihm meine Beute“, erklärt Wahl. Dann mache der Vogel zwar einen kurzen Flug auf die Taube zu, merke dann aber, dass es zu anstrengend sei und komme zu ihm zurück, sagt Wahl.
Taubenvergrämung ist nicht nur für die Kölner Kathedrale ein großes Thema. Historische Gebäude gibt es schließlich deutschlandweit, genauso auch Tauben – inklusive Kot. Der Münsterbauverein Freiburg hat deswegen schon verschiedenste Taktiken ausprobiert, um den Tieren Einhalt zu gebieten: „Wir hatten auch schon mit Falknern Gespräche und das ist zwar eine nette Geschichte, aber das muss man regelmäßig machen, damit es funktioniert“, erklärte der Betriebsleiter der Freiburger Bauhütte, Thomas Laubscher.
Schon wegen der Tauben – „ewige Baustelle“
Eben diese Regelmäßigkeit findet am Kölner Dom statt. Momentan sei er einmal die Woche an der Kathedrale und dann ein bis zwei Stunden Non-Stop im Einsatz, sagt Wahl. „Damit fahren wir gerade aber auch schon sehr gut.“ Der Großteil der Tauben sei bereits umgesiedelt auf den benachbarten Hauptbahnhof, so der Falkner. Aber wie kommt dieser eigentlich mit den unbeliebten Gästen zurecht? „Wenn sie einen Falkner brauchen, können sie sich ja gerne bei mir melden!“, scherzt Wahl.
Den Tauben vollends Herr zu werden, scheint eine schwierige Aufgabe zu sein. So wird der Kölner Dom vermutlich nicht zuletzt deswegen eine „ewige Baustelle“ bleiben. Das ist allerdings nicht tragisch, im Gegenteil. Schließlich heißt es im Volksmund: „Wenn der Dom fertig wird, geht die Welt unter.“ Somit hat der Taubenkot wohl auch eine gute Seite.