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Hensel: Betroffene von antisemitischen Übergriffen nicht alleinlassen

Der Hamburger Antisemitismusbeauftragte Stefan Hensel fordert, Betroffene von antisemitischen Übergriffen nicht alleinzulassen. Hensel wiederholte seine Kritik am Angriff auf eine Frau nach einer Ringvorlesung zu Antisemitismus an der Universität Hamburg im Mai 2024, hieß es am Montag in einer Mitteilung. Der Fall wird ab Dienstag am Amtsgericht Hamburg verhandelt. Angeklagt ist eine 27-Jährige, ihr werden Beleidigung und Körperverletzung vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft Hamburg mitteilte. Sie soll am 8. Mai 2024 nach der Vorlesung zum Thema „Judenfeindlichkeit, Antisemitismus, Antizionismus – aktualisierte Formen antijüdischer Gewalt“ eine Frau als „hässliche Hexe“ bezeichnet haben.

Auf die Beleidung folgte laut Staatsanwaltschaft eine körperliche Auseinandersetzung. Die Geschädigte habe zunächst angekündigt, die Äußerungen mit ihrem Mobiltelefon dokumentieren zu wollen. Daraufhin habe die jetzt Angeklagte vergeblich versucht, ihr das Handy zu entreißen. Dabei soll sie die Geschädigte mit beiden Händen am Hals ergriffen und gewürgt haben. Um sich aus dem Würgegriff zu befreien, habe diese der Angreiferin in die Hand gebissen. Die wiederum soll ihrem Gegenüber daraufhin mit der rechten Faust kräftig gegen die Nase geschlagen haben. Die Geschädigte erlitt laut Staatsanwaltschaft unter anderem Nasenbluten, Schmerzen und Hämatome im Gesicht und Körper.

Der Beauftragte für jüdisches Leben und die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus in Hamburg sagte: „Diese abscheuliche Tat macht deutlich, dass es nicht bei Hassreden bleibt, sondern den Worten in letzter Konsequenz auch Taten folgen“. Der Angriff „reiht sich ein in eine Serie von antisemitischen Taten, die wir nicht erst seit dem 7. Oktober in Hamburg erleben mussten“, sagte Hensel. „Hier werden neben Jüdinnen und Juden zunehmend auch Menschen Opfer von Übergriffen, die sich mit Israel solidarisieren und dem Hass entgegentreten.“

Laut Hensel kommt es „neben Beleidigungen (…) immer wieder zu Körperverletzungen und anderen schweren Übergriffen aus dem Umfeld von Islamisten und sogenannten propalästinensischen Gruppen“. Es zeige sich „einmal mehr, dass nicht die Hilfe für die Menschen im Gazastreifen im Vordergrund steht, sondern der Hass gegen Jüdinnen und Juden und alle Menschen, die sich mit Israel solidarisieren“, sagte der Antisemitismusbeauftragte.

Deshalb sei es von hoher Bedeutung, dass die Opfer weder finanziell noch mental mit den Folgen solcher Angriffe allein gelassen werden. Hensel: „Es ist wichtig, sich umfassend mit den Opfern dieser Übergriffe zu solidarisieren. Dass das Opfer wesentliche finanzielle Einbußen durch die gerichtliche Auseinandersetzung zu tragen hat, ist ein fatales Signal an alle Betroffenen von antisemitischen Angriffen.“ Zum Hintergrund informierte er, dass auch die jetzt Angeklagte das Opfer der vorsätzlichen Körperverletzung beschuldigt habe. Die Anklage sei Ende 2024 fallengelassen worden. Die dabei entstandenen Kosten trage das Opfer.

Hensel forderte: „Von der Rechtsprechung muss hier ein klares Signal an alle antisemitischen Gewalttäterinnen und Gewalttäter ausgehen, dass ihr Handeln nicht ohne Konsequenzen bleibt.“