Artikel teilen:

Hamburger Verbände fordern weniger Vorgaben beim Wohnungsbau

Drei Hamburger Verbände verlangen weniger Vorgaben beim Wohnungsbau. Die rot-grüne Rathauskoalition müsse rasch Entscheidungen treffen, forderten der Landesverband Hamburg des Sozialverbands Deutschland (SoVD), der Mieterverein zu Hamburg und der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) laut gemeinsamer Mitteilung von Dienstag. SoVD-Landeschef Klaus Wicher betonte, wichtig sei vor allem der Bau von Sozialwohnungen, anderenfalls befürchte er „in sehr absehbarer Zukunft einen knallharten Konkurrenzkampf, wenn es um Wohnraum geht“. Den würden vor allem diejenigen Menschen verlieren, die am wenigsten haben.

Laut Statistikamt Nord sind in Hamburg im vergangenen Jahr 5.999 Wohnungen fertiggestellt worden, 3.235 weniger als 2022. Wicher: „Das ist ein Rückgang um 35 Prozent und eindeutig zu wenig“. Mietervereins-Vorsitzender Rolf Bosse ergänzte: „Dazu fallen jedes Jahr tausende Sozialwohnungen aus der Bindung und es gibt immer weniger bezahlbaren Wohnraum in der Stadt.“

Momentan gebe es für Bauherren aufgrund hoher Kosten nur wenig Gründe, Wohnungen zu bauen, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner. Das Bauen einfacher und günstiger zu machen, könnte der Bauwirtschaft Luft verschaffen, erklärten die Verbandschefs. Es sei daher zu entscheiden, an welchen Stellen Vorgaben und Auflagen gelockert werden könnten. Breitner: „Wir unterstützen die Einführung des neuen Gebäudetyps E“.

Mit dem Gebäudetyp E hat die Versammlung der Bundesarchitektenkammer im Herbst 2022 eine neue Gebäudeklasse vorgeschlagen, die flexibleres Bauen ermöglichen soll. Das E steht für „einfaches“ oder „experimentelles“ Bauen und Planen.

Die drei Verbände stünden grundsätzlich zu den Änderungsvorschlägen von Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD). Diese habe Bereitschaft signalisiert, über geänderte DIN-Normen und den Gebäudetyp E nachzudenken. Auch die Überprüfung von Umweltstandards sei eine Option: „Die Umweltauflagen werden ansonsten bis 2045 viele finanzielle Ressourcen binden, die für den Wohnungsbau dringend benötigt werden“, sagte Wicher. Er glaube, dass sich allein durch Vereinfachung der DIN-Normen 20 Prozent Kosten einsparen ließen. Zusätzlich müsse Hamburg mindestens für die kommenden fünf Jahre jährlich rund 700 Millionen Euro für die öffentliche Wohnungsbauförderung zur Verfügung stellen.

Laut Breitner existieren bereits jetzt gute Möglichkeiten, die Klimawende sozialverträglich zu organisieren. „Der Quartiersansatz und die gesetzlich zulässige Sektorenkopplung sind richtige Ansätze für eine effiziente Energiewende, die eine erhebliche Reduzierung von CO2-Emissionen ermöglicht und dabei das bezahlbare Wohnen nicht gefährdet“, sagte er. Wohnquartiere müssten zuallererst mit regenerativ erzeugter (Fern-)Wärme und grünem Strom versorgt werden.

Laut Bosse sind in der Hansestadt mehr als 12.000 Menschen als vordringlich wohnungssuchend registriert. 50.000 Menschen leben als Familien in beengten Verhältnissen.