In Hamburg haben am Freitag laut Polizei mindestens 30.000 Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Initiiert worden war die Kundgebung „Hamburg steht auf – Gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke“ vom Verein „Unternehmer ohne Grenzen“, der evangelischen Nordkirche und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Anlass war, dass das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ vor kurzem berichtet hatte, bei einem Treffen von AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern sei über einen Plan gesprochen worden, Millionen Menschen zu vertreiben. Demnach sollten nicht nur Menschen ohne deutschen Pass das Land verlassen, sondern auch Deutsche, die aufgrund ihrer Herkunft oder
ihrer politischen Überzeugungen nicht in ein rechtsradikales Weltbild passten.
Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, sagte laut Redemanuskript auf der Hamburger Kundgebung, mit Forderungen nach einer massenhaften Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund sei eine Grenze überschritten. Wenn Vertreibungsfantasien die Runde machten, breite sich im Land „ein kriechender, nasser Frost“ aus. „Wir wollen nicht, dass das gesellschaftliche Klima kälter wird. Auch das ist ein Klimawandel, den wir aufhalten müssen“, so Fehrs. Der christlicher Glaube und völkisches Denken passten nicht zusammen, genauso wenig wie Kreuz und Hakenkreuz.
Fehrs: Die Würde des Menschen sei unantastbar
Die Würde des Menschen sei unantastbar, erklärte Fehrs. Jedem Menschen gebühre das Recht auf Heimat, Freundschaft und Frieden. „Ich hoffe, dass überall in unserem Land weitere Zeichen für Vielfalt und Freiheit folgen werden. Die Mehrheit bricht ihr Schweigen, und das wird höchste Zeit“, sagte die Bischöfin, die auch Vorsitzende des interreligiösen Forums Hamburg ist.
Wie sagt man so schön? In den Farben getrennt, in der Sache vereint – bei der Demo gegen rechts in Hamburg.🖤🤍💙🤎🩶#HamburgStehtAuf #gegendieAfD #GegenNazis @HSV @fcstpauli pic.twitter.com/dvghrFPO68
— Evangelische Zeitung (@Evangelische) January 19, 2024
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte: „Wer die Deportation von Menschen plant, ist ein rechtsradikaler Verfassungsfeind.“ Es gehe in diesen Tagen nicht nur um politische oder rechtliche Strategien gegen Verfassungsfeinde. „Es geht auch um menschliche Solidarität und Zusammenhalt“, so Tschentscher.
Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg, sagte laut Redemanuskript: „Es darf nicht sein, dass soziale Missstände mit Rassismus beantwortet werden. Es darf nicht mehr sein, dass politische Herausforderungen dazu führen, dass über rechtspopulistische Stöckchen gesprungen wird.“ Benötigt würden mehr solidarische Politik und soziale Gerechtigkeit.