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Hamas droht mit massivem Beschuss auf Aschkelon

Die radikalislamische Hamas im Gazastreifen hat den Bewohnern der südisraelischen Küstenstadt Aschkelon ein Ultimatum bis 17.00 Uhr (Ortszeit) gestellt, um die Stadt zu verlassen. Danach werde es einen größeren Raketenangriff geben, berichten israelische Medien unter Berufung auf den Telegram-Kanal des Sprechers der Kassam-Brigaden, dem militärischen Arm der Hamas. Das sei die Antwort auf den israelischen Beschuss im Gazastreifen.

Der Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen und die israelischen Luftschläge halten auch am vierten Tag an. Am Dienstagnachmittag gab es vermehrte Raketenwarnungen in Tel Aviv und benachbarten Küstenstädten. Israels Armee teilte unterdessen mit, man habe vier weitere Terroristen am südisraelischen Strand Zikim getötet. In Jerusalem wurden unterdessen nach Polizeiangaben 13 Palästinenser festgenommen. Sie stehen im Verdacht, zu Gewalt aufgerufen zu haben und die Hamas zu unterstützen.

Die Armee und das Heimatfrontkommando wiesen das wichtige Rambam-Krankenhaus in Haifa an, sich auf einen Krieg an der Nordgrenze vorzubereiten. Die Klinik hat unter anderem eine dreistöckiges Untergrundnotaufnahme mit 2.000 Betten, die für die Behandlung unter Kriegsbedingungen ausgelegt ist.

Nachdem Israel seine Bürger am Montagabend aufgefordert hatte, Lebensmittel-, Wasser- und Medikamentenreserven für mindestens 72 Stunden anzulegen, kündigte eine der wichtigen Supermarktketten eine Mengenbegrenzung für Produkte wie Wasser, Eier, Milch und Brot an. Der Besitzer einer weiteren Kette rief die Bevölkerung am Dienstag auf, nur das Nötigste zu kaufen, um Engpässen vorzubeugen.

Positive Nachrichten kamen aus dem südisraelischen Kibbuz Ein Haschloscha. Dort hatten israelische Soldaten laut Medienberichten (Dienstag) am Vorabend 30 vermisste Personen gefunden, 16 Israelis und 14 Thailänder. Die Gruppe sei lebend und wohlauf.

Die deutsche Botschaft in Tel Aviv teilte am Nachmittag mit, dass sie eine Ausreisemöglichkeit für deutsche Staatsbürger über die Landgrenze zum jordanischen Flughafen Amman vorbereite. Interessierte mit gültigem deutschen Reisepass und jordanischem Visum werden aufgerufen, sich bis 18.00 Uhr (Ortszeit) bei der Botschaft anzumelden.

Für Kritik aus eigenen Reihen sorgte unterdessen der israelische Minister für nationale Sicherheit, der Rechtsradikale Itamar Ben-Gvir von der Partei Jüdische Stärke. Er hatte den früheren Verteidigungsminister und Oppositionspolitiker Benny Gantz sowie Ex-Generalstabschef und Abgeordneten Gadi Eisenkot für die gegenwärtige Kriegslage verantwortlich gemacht. “Wenn sie auf Ben-Gvir gehört hätten, hätten wir vielleicht ein paar Leben retten können”, so Ben-Gvir. Er sei der Einzige, der verstanden habe, was vor sich geht.

Mehrere Koalitionspolitiker, darunter der rechtsradikale Finanzminister Bezalel Smotrich (Religiöser Zionismus) kritisierten Ben-Gvirs Äußerungen als der Lage unangemessen. Sie forderten die sofortige Bildung einer Notstands-Einheitsregierung.

UN-Menschenrechtshochkommissar Volker Türk rief am Dienstag in Genf alle Staaten mit Einfluss auf, auf eine Entschärfung der Lage in Israel und Palästina hinzuarbeiten. Das humanitäre Völkerrecht und die internationalen Menschenrechtsnormen müssten unter allen Umständen eingehalten werden. Dieses verbiete, Menschen das zu nehmen, was sie zum Überleben brauchen. Eine vollständige Abriegelung des Gazastreifens sei daher völkerrechtswidrig.