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Gottes Lust am Menschen

Gemeinsam mit Christen aus Afrika und Asien das Thema „Evangelisation“ (wieder neu) entdecken.

Wir arbeiten in Kleingruppen – Venant aus Ruanda, Eirene aus Indonesien und ich. Mitten in Sri Lanka tauschen wir unsere Erfahrungen aus: Was bedeutet Evangelisation? Wie können wir die frohe Botschaft von Jesus Christus zeitgemäß und kontextuell verkündigen? Seit einiger Zeit darf ich für die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) als „Evangelism Contact Person“ bei einem Projekt der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) teilnehmen. Gemeinsam mit Christinnen und Christen aus Afrika und Asien machen wir uns auf die Suche nach neuen Formen und Ansätzen von Evangelisation. Dabei wird sichtbar:

Evangelisation entdeckt mit anderen gemeinsam die Gegenwart Gottes in dieser Welt.
Das Wort Evangelisation kommt aus dem Griechischen, der Sprache des Neuen Testaments. Das griechische Verb „euaggelizo“ kann mit „gute Nachricht verkünden“ übersetzt werden. Allerdings können viele Menschen heute mit der „klassischen“ Predigt kaum noch etwas anfangen. Und so besteht Evangelisation eben nicht nur darin, das Evangelium predigend zu den Menschen zu bringen, sondern es geht vielmehr darum, mit anderen gemeinsam auf kreative und vielfältige Weise die Gegenwart Gottes in dieser Welt zu entdecken.

Evangelisation ist mehr als ein „Event“.
Evangelisation wird an vielen Orten (leider) immer noch zu schnell mit einer bestimmten Veranstaltungsform gleichgesetzt, die sich überwiegend in großen Sälen, Zelten oder Hallen abspielt. Solche Veranstaltungen sind, wenn sie gut gemacht werden, wichtig und sinnvoll, keine Frage. Aber es gilt eben auch: Evangelisation kann und darf auch anders gedacht werden. Dabei bietet die englische Sprache eine hilfreiche Differenzierung, die es so im Deutschen nicht gibt: „evangelization“ meint das „Event“, die besondere Veranstaltung – „evangelism“ steht im Gegensatz dazu für die Idee, beziehungsweise die Aufgabe der Verkündigung des Evangeliums als Ganzes.
Diese Verkündigung geschieht im Kleinen und im Großen, in unserm alltäglichen Leben. Sie geschieht da, wo wir von Tag zu Tag von der Herrlichkeit und dem Handeln Gottes erzählen, zum Beispiel bei der Geburt eines Kindes, auf dem Geburtstag eines Arbeitskollegen oder im Urlaub mit Freunden. Evangelisation wird zu einem Lebensstil und einer Haltung.

Evangelisation fordert eine Entscheidung heraus.
Dietrich Bonhoeffer beschreibt in seiner Finkenwalder Homiletik aus den Jahren 1935-1937 Evangelisation als Bußpredigt: „Die Volksmission wird von uns getrieben auf dem Hintergrund, dass der heutige Gemeindegottesdienst weithin keine missionarische Kraft besitzt … Viele Menschen in den Kirchen wissen tatsächlich von Christus nichts. Denen dienen wir in der Volksmission, indem wir ihnen Christus zur Entscheidung predigen.“
So nimmt eine zugespitzte Verkündigung des Evangeliums die Tatsache in den Blick, dass viele Menschen die „gute Nachricht“ zwar gehört und kennen, aber nicht verinnerlicht und angenommen haben. Daneben kann es für den eigenen Glaubensweg nützlich sein, immer wieder auch an Punkte und Stationen zu kommen, wo der Glaubende auf das große Ja Gottes in besonderer Weise antwortet, sich bewusst (wieder neu) zur Nachfolge Christi entscheidet.

Ein „Zwischenfazit“: Mut zur Evangelisation!
Die Erfahrungen aus dem internationalen Projekt der VEM zeigen mir: Evangelisation ist bunt und vielfältig. Darum wünsche ich mir (neuen) Mut zur Evangelisation – auch in unserer Kirche. Sei es als kreative Veranstaltungsform oder durch einen einladenden Lebensstil. Geben wir Zeugnis, von Gottes Handeln in dieser Welt und rufen den Menschen, denen wir begegnen, fröhlich zu: „Wag es mit Jesus!“