Millionen Ermordete, Verfolgte und auseinandergerissene Familien: Die Verbrechen der Nazis sind monströs. Synonym dafür wurde Auschwitz. 80 Jahre nach der Befreiung des NS-Lagers wird der Opfer gedacht.
Am 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz ist weltweit an die Opfer der Schoah erinnert worden. Verbunden war das Gedenken mit Mahnungen an die Nachgeborenen, Aufrufen gegen Antisemitismus und Kritik an Wissenslücken über den millionenfachen NS-Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden. Am Montagnachmittag war eine Gedenkveranstaltung im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau mit Überlebenden und knapp 30 Staatsoberhäuptern geplant. Von deutscher Seite wurden unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet.
Im Vorfeld hatte Scholz dazu aufgerufen, sich besonders um eine Erinnerungskultur für die jüngere Generation zu bemühen. “Es muss uns bedrücken, wie viele junge Menschen in Deutschland kaum noch etwas über den Holocaust wissen”, sagte er “Stuttgarter Zeitung”, “Stuttgarter Nachrichten” und den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Der Kanzler nannte es “wichtig, dass wir möglichst vielen jungen Menschen ermöglichen, mit den noch lebenden Zeitzeugen zu sprechen”.
Eine Umfrage im Auftrag der Jewish Claims Conference hatte kürzlich ergeben, dass fast 40 Prozent der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren in Deutschland keine korrekten historischen Angaben zur NS-Zeit machen konnten. Jeder zehnte Erwachsene kennt demnach die Begriffe Holocaust oder Schoah nicht.
Aus Sicht des Überlebenden Christian Pfeil sollte für Schülerinnen und Schüler ein Besuch in einem früheren NS-Konzentrationslager verpflichtend sein. Er denke nicht, dass sich Jugendliche sonst vorstellen könnten, was es bedeute, dass damals rund sechs Millionen Juden und etwa 500.000 Sinti und Roma aus ganz Europa ermordet wurden. Der 81 Jahre alte Sinto gehörte der deutschen Delegation an und äußerte sich vor der Abreise nach Polen.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der ebenfalls zu der Delegation gehörte, unterstrich vor seiner Abreise die Bedeutung von Besuchen an authentischen Orten der Nazi-Verbrechen: “Wer einmal in Auschwitz war, der stellt sich nicht die Frage, warum die Erinnerung an die Schoah wachgehalten werden muss.” Die Konferenz der Europäischen Rabbiner forderte, dass das Wissen über die Schoah “aktiver, moderner und junge Menschen gewinnend” vermittelt werden müsse.
Polens Präsident Andrzej Duda erinnerte an den verbrecherischen Vernichtungsplan der Nazis. “Wie wir alle wissen, wurden die Konzentrationslager und vor allem die Vernichtungslager gebaut, um das jüdische Volk zu vernichten”, sagte Duda polnischen Medienberichten zufolge in der Gedenkstätte. Dies sei der “verbrecherische Plan” von Adolf Hitler und Nazi-Deutschland während des Zweiten Weltkriegs gewesen.
Im Zentrum der Veranstaltung in der Gedenkstätte Auschwitz stehen traditionell die Überlebenden. Ihre Zahl nimmt aus Alters- und Gesundheitsgründen von Jahr zu Jahr weiter ab. Die Rote Armee hatte das NS-Lager in dem von Deutschland besetzten Polen am 27. Januar 1945 befreit. Jedes Jahr findet an diesem Datum der internationale Holocaust-Gedenktag statt. In Deutschland ist es der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.