Vor 100 Jahren saß der spätere Diktator nach einem Putschversuch im Gefängnis. Nach wenigen Monaten wurde er schon wieder freigelassen. Damit befasst sich nun eine ungewöhnliche Schau, die nicht nur zurückblickt.
Im Dezember jährt sich Adolf Hitlers Entlassung aus der Festungshaft in Landsberg am Lech zum 100. Mal. Daran erinnert jetzt eine Freiluftschau in der Stadt in Oberbayern. “Das Labyrinth” ist vom 6. September bis 13. Oktober in 300 Metern Luftlinie von Hitlers früherer Zelle zu sehen, wie die Organisatoren am Donnerstag mitteilten. Die Präsentation zeige die Vorgeschichte des Hitlerputsches in München 1923, die Gerichtsverhandlung, die Haftzeit Hitlers und die folgende Reorganisation seiner Bewegung von Bayern aus. Das Gelände auf der Waitzinger Wiese ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Auf 10.000 Quadratmetern beleuchtet die begehbare Installation die Radikalisierung und die Fehlentwicklungen der Gesellschaft in der Weimarer Republik, die letztlich zu Hitlers Aufstieg führten, wie es in der Ankündigung heißt. Initiiert und konzipiert haben die Schau demnach der Künstler Wolfgang Hauck und die Historikerin Edith Raim. Sie hätten einen buchstäblich offenen Diskursraum geschaffen, der die Geschichte des Nationalsozialismus neu interpretiere und zur Reflexion über heutige Radikalisierung anrege. “Das Labyrinth” mache dies durch Bilder, Texte und weitere Medien körperlich erfahrbar.
Hauck habe für den Geschichtsparcours mithilfe von KI Bilderwelten geschaffen, hieß es weiter. Von Raim sei breitgefächertes Quellenmaterial beigesteuert worden, um die politischen und gesellschaftlichen Vorgänge deutlich zu machen. Dabei habe die Historikerin vor allem die besondere Situation in Bayern in den 1920er Jahren herausgearbeitet. “Hitlers Aufstieg bis 1923 wäre nirgendwo anders möglich gewesen als in München. Der Hitler-Ludendorff-Putsch ist untrennbar mit den bayerischen Machtverhältnissen verbunden”, so Raim.
Hitlers Haft ging ein Putschversuch am 8. November 1923 im Münchner Bürgerbräu voraus. Nach dessen Niederschlagung wurde der spätere Diktator wegen Hochverrats zu fünf Jahren Festungshaft in Landsberg verurteilt, von denen er aber nicht einmal neun Monate absitzen musste (1. April bis 20. Dezember 1924).
Gefördert wird “Das Labyrinth” laut Mitteilung unter anderem vom bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Kulturfonds Bayern und der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt.