Wegen der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium werden dieses Jahr kaum junge Leute in Bayern Abitur machen. Das trifft auch die Freiwilligenverbände. Ihnen könnten Bewerberinnen und Bewerber für wichtige Dienste fehlen.
Der anstehende Ausfall eines kompletten Abiturjahrgangs treibt die Bayerischen Freiwilligenverbände um. Das geht aus einer Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) unter mehreren Verbänden hervor. Durch die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium werden 2025 fast keine Prüfungen für die allgemeine Hochschulreife durchgeführt. Dies dürfte sich in der Folge auf Dienste wie das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) auswirken. Denn es fehlten junge Leute, die sich dafür bewerben.
Das Bayerische Rote Kreuz, nach eigenen Angaben größter Anbieter von Freiwilligendiensten im Freistaat, rechnet mit mindestens 40 Prozent weniger Freiwilligen für seine rund 1.500 Einsatzstellen. Auch die Johanniter-Unfall-Hilfe gibt an, dass in der Regel rund 40 Prozent ihrer Freiwilligen Abitur oder Fachabitur haben. Deshalb sei ein Engpass zu erwarten. Schon jetzt werbe man deshalb in den Sozialen Medien verstärkt für die eigenen Angebote, erklärte eine Sprecherin.
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) kalkuliert ebenfalls mit einem Rückgang der Bewerbungen, da rund ein Viertel der Interessierten normalerweise Abiturienten seien. Freiwillige ließen sich bisweilen aufgrund der gewonnenen Erfahrungen später für eine Ausbildung in diesem Berufsfeld gewinnen. Fehlten sie, werde es im kommenden Jahr weniger Bewerbungen geben.
Auch bei kirchlichen Verbänden ist der ausbleibende Abiturjahrgang ein Thema. Die Diakonie gibt an, dass sie rund 30 Prozent weniger Bewerber für ein FSJ erwarte, da normalerweise 40 Prozent Abiturienten seien. Man versuche dies abzufangen, indem ab März an anderen Schulformen verstärkt Werbung gemacht werde, erklärte ein Sprecher. Beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hoffen sie, dass der Ausfall nicht mehr als 30 Prozent ausmachen werde. Denn auch dort hätten zwei von fünf der jungen Menschen, die Freiwilligendienste verrichteten, Abitur oder Fachabitur.
Seit dem Schuljahr 2017/18 besuchen Schülerinnen und Schüler in Bayern wieder neun Jahre lang das Gymnasium. Nach Angaben des Kultusministeriums machen 2025 nur diejenigen Abitur, die 2024 zurückgetreten oder durchgefallen sind oder ein Abendgymnasium oder Kolleg besuchen. Zusätzlich können diejenigen, die die “Mittelstufe Plus” absolviert haben, 2025 ihre Abiturprüfungen ablegen – jeweils letztmalig unter den Bedingungen des achtjährigen Gymnasiums. Dafür wurden bayernweit rund 100 Gymnasien ausgewählt. Das Fachabitur findet regulär statt.