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Familienministerin Paus würdigt Babylotsen-Programm

Angst, Überforderung, psychische Probleme – Gerade junge Eltern sehen sich nach der Geburt eines Kindes mit vielen neuen Sorgen konfrontiert. Das Babylotsen-Programm soll unterstützen – dafür braucht es ein Fundament.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat die Arbeit des sogenannten Babylotsen-Programms in Geburtskliniken gewürdigt. “Diese Investition kommt bei den Familien und Kindern wirklich an”, sagte Paus am Mittwoch im katholischen Sankt Joseph Krankenhaus in Berlin. Werdende Eltern rund um die Geburt ihres Kindes zu unterstützen sei wichtig, damit diese für ihre Kinder da sein könnten. “Frühe Hilfen tragen mit dazu bei, Tragödien zu vermeiden”, so die Ministerin.

Babylotsen seien ein unverzichtbarer Teil einer präventiv ausgerichteten Familien- und Gesundheitspolitik, betonte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. Im unmittelbaren Umfeld der Geburt seien sie die ersten Ansprechpartner für Eltern, um den Weg in das vorhandene Hilfssystem zu finden. Die Caritas fordert, das Programm in Deutschland gesetzlich zu verankern und zu regelfinanzieren, so dass alle Eltern in der Geburtsklinik das Angebot erhalten könnten. Zudem sollten alle Geburtskliniken in Deutschland an einen Lotsendienst angeschlossen sein.

Das Babylotsen-Programm soll präventiv jeglicher Kindeswohlgefährdung vorbeugen. Vor Ort beraten die Babylotsinnen werdende oder junge Eltern etwa bei Überlastung, finanziellen oder psychischen Problemen oder bei behördlichen Anträgen wie dem Elterngeldantrag. Zugleich vermitteln sie von der Geburtsklinik aus passende Hilfsangebote. Vielen Familien fehlen laut Caritas die Informationen oder Sprachkenntnisse, um sich im Hilfsangebot zurechtzufinden. Zu den Belastungen zählen laut Caritas Erhebungen auch Armut, die Behinderung eines Kindes oder Partnerschaftskonflikte.

Laut der Babylotsin Jenniger Blankenburg ermöglicht die niedrigschwellige Hilfe für Eltern etwa bei Anträgen, einen “Fuß in die Tür” zu bekommen. Als komplett freiwilliges Beratungsangebot bestehe nicht dieselbe Angst wie etwa vor dem Jugendamt. So könnten auch Eltern erreicht werden, für die es später eine große Hürde sei, auf ein soziales Angebot zuzugreifen – auch aus Scham oder der Befürchtung, ihr Kind weggenommen zu bekommen. Familien fühlten sich nach der Entlassung aus der Klinik besser vorbereitet auf neue Herausforderungen. Auch medizinisches Personal in Geburtskliniken werde durch die Lotsinnen entlastet.

Die Caritas unterstützt das Babylotsen-Programm an katholischen Krankenhäusern seit zehn Jahren. Aufgrund seines Erfolgs gibt es das Projekt inzwischen in 96 Geburtskliniken in Deutschland, darunter in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main.