Mit einer Fachtagung ist in Wuppertal an die Veröffentlichung der Barmer Theologischen Erklärung vor 90 Jahren erinnert worden. Auf der am Samstag endenden zweitägigen Konferenz befassten sich in der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo) rund 200 Wissenschaftler und Kirchenvertreter unter dem Motto „Was Erinnern macht – Macht der Erinnerung“ mit dem bedeutenden kirchenhistorischen Bekenntnis. Unter anderem blickte am Freitag der emeritierte Hochschullehrer für evangelische Theologie der Uni Köln, Siegfried Hermle, auf historische Beiträge in der kirchlichen Publizistik zu vorangegangenen „Barmen“-Jubiläen zurück.
Hermle würdigte, dass in fast allen Beiträgen bis 1974 eine historische Einordnung der Barmer Ereignisse vorgenommen wurde und die Redaktionen nicht voraussetzten, dass die Leserinnen und Leser die bedrängte Situation der Kirche in den Jahren 1933/34 nachvollziehen konnten. Allerdings habe die immer wiederkehrende historischen Verortung von „Barmen“ das Problem, dass die Erklärung möglicherweise primär als historisches Ereignis wahrgenommen wurde und die Bedeutung für die Gegenwart aus dem Blick geriet, erläuterte der emeritierte Hochschullehrer laut Redetext. Auch für die aktuelle Berichterstattung bleibe es ein Problem, dass die Barmer Erklärung primär als ein historischer und für die Gegenwart allenfalls sekundär relevanter Text erscheine.
In der Berichterstattung der Vergangenheit sei kaum die ökumenische Dimension der Barmer Erklärung zur Sprache gekommen, ebenfalls kaum die zwischen West- und Ostdeutschland divergierende Barmen-Rezeption, sagte Hermle. Auch sei kaum auf das Schweigen der Erklärung zu den Verfolgungen und systematischen Ausgrenzungen von Jüdinnen und Juden als entscheidendes Defizit verwiesen worden. Die oft in der Berichterstattung formulierte Forderung, dass aus „Barmen“ Konsequenzen zu ziehen seien, sei kaum mit konkreten Inhalten gefüllt worden.
Am 31. Mai 1934 hatten 139 evangelische Synodale aus lutherischen, reformierten und unierten Kirchen in der Gemarker Kirche die Barmer Theologische Erklärung beschlossen. Sie legten damit das theologische Fundament für die Bekennende Kirche und wandten sich gegen die NS-treuen „Deutschen Christen“, die der NSDAP nahestanden. Die „Deutschen Christen“ hatten versucht, die NS-Weltanschauung und das Führerprinzip auch in der Kirche durchzusetzen. Diesem Anspruch widersetzte sich die Barmer Synode: In ihrer Erklärung aus sechs Thesen verwahrte sie sich gegen Irrlehren, bekannte sich zu „evangelischen Wahrheiten“ und stellte das Evangelium von Jesus Christus als „unantastbare Grundlage“ der Kirche ins Zentrum. Die Erklärung bekräftigte auch die Trennung von Kirche und Staat.