Angesichts der bundesweit großen Zahl fehlender Kita-Plätze und der Personalnot in den Einrichtungen fordert der Bremer Kita-Experte Carsten Schlepper neue Wege in der Kindertagesbetreuung. „Wir müssen erweiterte Personalkonzepte umsetzen und differenzierter mit dem Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz umgehen“, sagte der Bremer Vorstandsvorsitzende der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
In Deutschland fehlen nach Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung fast 430.000 Kita-Plätze, um den Betreuungsbedarf der Eltern zu erfüllen. Allein in Niedersachsen sind es laut dem „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ rund 41.600 Kita-Plätze zu wenig, im Land Bremen etwa 6.500. „Es braucht neue Ansätze, die über das Bestehende hinausgehen, um die Kindertagesbetreuung in eine gute Zukunft zu führen“, sagte Schlepper angesichts der Lücken, die sich der Studie zufolge erst 2030 „mit Anstrengungen“ verringern ließen.
„Wir müssen andere Professionen für Bildungsangebote wie kreatives Gestalten, ästhetische Bildung, Bewegung und Musik einsetzen, auch ungelernte Assistenzkräfte zur Unterstützung und Entlastung bei Routineaufgaben“, erklärte Schlepper. Überdies müsse in den nächsten Jahren differenzierter zwischen dem unmittelbaren Rechtsanspruch für alle Kinder und dem mittelbaren Rechtsanspruch für ein Angebot zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterschieden werden: „Alle Kinder benötigen eine Grundleistung von vier bis sechs Stunden täglich. Einige Familien benötigen zusätzliche Betreuungszeiten, die gegebenenfalls nicht mehr durchgängig als Bildungsangebot ausgewiesen sind.“
Wichtig wäre überdies eine Ausbildungsvergütung, nur dann werde der Beruf in der Kita attraktiv für neue Zielgruppen, bekräftigte Schlepper. Er nannte in diesem Zusammenhang das Modellprojekt der Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) in Bremen: Die PiA-Auszubildenden erhalten eine schulische Qualifikation und werden parallel dazu in Kinder- und Familienzentren ausgebildet. Für die Schule müssen die Teilnehmenden nichts bezahlen. Zusätzlich erhalten sie eine Ausbildungsvergütung.