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Experte: Im Jahr 2035 könnten bis zu 177.500 Lehrer fehlen

Warum schaffen es die Kultusminister nicht, den Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern in Deutschland präziser vorherzusagen? Das hat nach Ansicht von Bildungsforscher Dieter Dohmen verschiedene Gründe.

In Deutschlands Schulen könnten im Jahr 2035 nach Einschätzungen des Bildungsforschers Dieter Dohmen bis zu 177.500 Lehrkräfte fehlen. “Und es könnte sogar noch schlimmer kommen”, sagte der Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) in Berlin dem “Spiegel” (Samstag). Die Kultusministerkonferenz gehe dagegen von 68.000 fehlenden Lehrern aus.

Allerdings sei es schwierig, den genauen Bedarf zu prognostizieren, räumte der Experte ein. Zum einen gebe es Zu- oder Abwanderung, etwa wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine. So könnten die Schülerzahlen und der daraus resultierende Bedarf an Lehrkräften steigen oder sinken. Das lasse sich aber kaum präzise vorhersagen, genauso wie die Geburtenrate der kommenden Jahre.

Hinzu komme der “Ersatzbedarf für Lehrkräfte”, so der Forscher. Im Schuljahr 2021/22 seien 5,5 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer aus dem Beruf ausgeschieden. Im Jahr darauf waren es laut Dohmen 5,8 Prozent. Allein das mache einen Unterschied von mehreren Tausend Personen aus.

“Aber nur knapp ein Drittel derjenigen, die den Job verlassen, tut das aus Altersgründen”, fügte der Experte hinzu. “Andere werden berufsunfähig, gehen in Elternzeit oder haben andere Gründe. Bis 2035 scheiden etwa 160.000 altersbedingt aus – insgesamt werden es aber 480.000, vielleicht auch mehr als 520.000 Lehrkräfte sein. Das wären zwei Drittel der heute aktiven Lehrkräfte.”