65.000 Venezolaner leben laut Schätzungen in Deutschland. Sie suchen Schutz vor dem sozialistischen Regime in ihrem Heimatland. Eine davon ist Lorelvis Zavala. Im KNA-Interview berichtet sie von der Not ihrer Landsleute.
Seit drei Wochen demonstrieren weltweit Hunderttausende gegen das offiziell verkündete Wahlergebnis in Venezuela, das Machthaber Nicolas Maduro im Amt bestätigte. Zahlreiche Länder erkennen dies nicht an und werfen den regierenden Sozialisten Wahlbetrug vor. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) äußert sich die Vorsitzende des Vereins “Venezolanos en Sajonia” (Venezolaner in Sachsen), Lorelvis Zavala, zu der anhaltenden Krise.
KNA: Frau Zavala, wie bewerten Sie die aktuelle Situation in Venezuela?
Lorelvis Zavala: Das Land steckt in einer langanhaltenden politischen Krise. Mit einer autoritären Regierung unter der Präsidentschaft von Nicolas Maduro, die sowohl intern als auch international in Frage gestellt wird. Nach den Wahlen hat sich das Maduro-Regime geweigert, die Niederlage anzuerkennen. Nun befindet sich das Land offen in den Händen eines Diktators. Die Krise hat einen humanitären Notstand ausgelöst. Millionen Venezolaner sind auf der Flucht. Außerdem ist die Menschenrechtssituation besorgniserregend. Proteste gegen die Regierung werden stets mit Repression und Gewalt beantwortet.
KNA: Was erwarten Sie von der internationalen Gemeinschaft?
Zavala: Wir bitten um Unterstützung. Das venezolanische Volk hat gezeigt, dass es ein friedliches Volk ist und trotz der Repression durch das Maduro-Regime ohne Angst zur Wahl gegangen ist. Es ist ungerecht, dass allein das Äußern einer Meinung ein Grund sein kann, inhaftiert, gefoltert oder getötet zu werden.
KNA: Wie viele Venezolaner leben derzeit in Deutschland?
Zavala: Laut Schätzungen von 2023 leben etwa 65.000 Venezolaner in Deutschland. Allein im Bundesland Sachsen gibt es mehr als 4.300, die Asyl beantragt haben.
KNA: Wie ist die Situation der venezolanischen Asylbewerber in Deutschland?
Zavala: Venezolanische Asylbewerber müssen nachweisen, dass sie in ihrem Herkunftsland politischer Verfolgung, Lebens- oder Sicherheitsbedrohungen oder schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Viele kommen ohne Beweise für ihren Antrag, weil es sehr schwierig ist, der Welt zu zeigen, was wirklich in Venezuela passiert. Während des Verfahrens erhalten die Antragsteller eine Unterkunft in Flüchtlingszentren und eine grundlegende finanzielle Unterstützung, um ihre Bedürfnisse zu decken, während ihr Antrag bearbeitet wird. Aber die Anerkennungsrate von Asylanträgen von Venezolanern in Deutschland war zuletzt relativ niedrig.
KNA: Warum ist die Sicherheit der venezolanischen Asylbewerber in ihrem Herkunftsland nicht gewährleistet?
Zavala: Es gibt zahlreiche Berichte internationaler Organisationen, die schwere Menschenrechtsverletzungen in Venezuela dokumentieren, darunter außergerichtliche Hinrichtungen, Folter, gewaltsames Verschwindenlassen und grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung. Auch die humanitäre, wirtschaftliche und soziale Krise hat zum Zusammenbruch wesentlicher öffentlicher Dienstleistungen wie Gesundheit und Sicherheit geführt. Die Knappheit an Lebensmitteln, Medikamenten und anderen grundlegenden Gütern hat die Unsicherheit verschärft, was das Leben und das Wohl der Bevölkerung gefährdet. Darüber hinaus bedeutet das Fehlen eines unabhängigen Justizsystems, dass viele Menschen keine Möglichkeit haben, sich vor dem diktatorischen Regime zu schützen.
KNA: Welche Forderungen haben Sie an die Bundesregierung? Es gibt Berichte, dass Deutschland Venezolaner trotz dieser Lage in ihre Heimat abschiebt.