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Ex-Botschafter Primor: Mehrheit der Israelis gegen eigene Regierung

Avi Primor war von 1993 bis 1999 israelischer Botschafter in Deutschland. Nun appelliert er an die Deutschen, Israel nicht mit der Regierung von Benjamin Netanjahu gleichzusetzen. Auch zum Gaza-Krieg äußert er sich.

Der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, ruft die Deutschen zu einer differenzierten Betrachtung seiner Heimat auf. Die Menschen in der Bundesrepublik sollten die Regierung Benjamin Netanjahus isoliert von der Gesellschaft in Israel betrachten und kritisieren, sagte Primor am Dienstag dem Bayerischen Rundfunk in München. Der ehemalige Diplomat ergänzte: “Ich glaube, die Deutschen sollten verstehen, dass die Mehrheit der Israelis nicht hinter dieser Regierung steht.” Primor verwies auf Meinungsumfragen, denen zufolge in Israel mehr als 75 Prozent der Israelis nicht zu ihrer Regierung halten.

Primor war von 1993 bis 1999 israelischer Botschafter in Deutschland. Im Hinblick auf die aktuellen deutsch-israelischen Beziehungen unter dem Eindruck des Gaza-Krieges sagte er: “Ich glaube nicht dass die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel in Gefahr sind, weil die Deutschen sie wollen. Die Deutschen wollen sich aber nicht in den heutigen Krieg einmischen.” Sie überließen alles den USA. “Mit Recht. Die Europäer können wenig ändern. Und die Amerikaner bemühen sich sehr.”

Darüber hinaus kritisierte Primor die israelische Führung unter Benjamin Netanjahu: “Das Problem ist die israelische Regierung. Sie hat kein Interesse an einem Waffenstillstand oder an Frieden, weil das die Koalition zerbrechen würde. Die zählt auf die Rechtsextremisten, eigentlich Faschisten, Klerikalen, die unbedingt weiter Krieg führen möchten, um weiter Land zu erobern. Solange diese Regierung im Amt ist, sehe ich wenig, was die Europäer tun können.”