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EU muss Beitrag leisten

Ratsbericht: Kirche dringt in der Flüchtlingsfrage auf europäische Solidarität. Wahlen: Annette Kurschus ist neues Ratsmitglied

BREMEN – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) dringt auf mehr europäische Solidarität bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Bisher habe sich die Europäische Union als unfähig erwiesen, mit der Flüchtlingssituation angemessen umzugehen, sagte der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in seinem Bericht vor der EKD-Synode am vergangenen Sonntag in Bremen. Wenn sich Europa wirklich auf seine christlichen Wurzeln berufen wolle, müssten alle zur Aufnahme von Menschen in Not bereit sein. „Aber darüber besteht in Europa keine Einigkeit“, beklagte der Theologe.

Flüchtlinge sind kein „statistisches Zahlenwerk“

Gemeinsam träten die Kirchen Entsolidarisierung entgegen und widersprächen dem Kurs der Re-Nationalisierung, sagte der bayerische Landesbischof. „Flüchtlinge sind kein statistisches Zahlenwerk. Kein Strom und keine Flut. Sondern Menschen mit Würde, geschaffen zum Ebenbilde Gottes“, ergänzte Bedford-Strohm.
Im Hinblick auf hohe Flüchtlingszahlen in Nahostländern und der Türkei sowie eine halbe Milliarde Europäer kann Bedford-Strohm zufolge nicht davon die Rede sein, dass die Grenzen der Aufnahmekapazitäten Europas schon erreicht seien. „Angesichts der Not müssen alle ihren Beitrag leisten, auch die EU“, forderte der bayerische Landesbischof. Notwendig seien sichere und legale Wege nach Europa, etwa durch ein europäisches Neuansiedlungsprogramm, Erleichterung des Familiennachzugs und humanitäre Visavergabe.
Vor einer Abschottung Europas gegen die Flüchtlinge warnte auch der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms. „Kein Zaun und keine Mauer haben je Sicherheit erzeugt“, sagte Brahms in seiner Predigt zur Eröffnung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Bremen.

Friedensbeauftragter ruft zur Zuversicht auf

Zugleich rief der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche angesichts einer Welt, die „aus den Fugen geraten“ scheine, zur Zuversicht auf: „Lasst euch nicht lähmen von Angst. Seid mutig, unverzagt, beherzt!“ Das gelte für die Flüchtlinge selbst, die auf dem Weg nach Europa sind,  und für die Menschen, die sich ehrenamtlich oder hauptamtlich für die Flüchtlinge engagieren.
Vor einfachen Erklärungen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsfrage warnte der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio in Bremen. Es drohe „eine Entdifferenzierung der Gesellschaft“, sagte Di Fabio in Bremen und forderte einen „reflektierten Umgang“ mit den Problemen.
Auf dem Programm der Synodentagung stand auch die Neuwahl des Rates der EKD. Für die 14 zu vergebenen Sitze gab es 23 Bewerber. Bereits im ersten Wahlgang wurde die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, in den Rat gewählt. Bis zum Redaktionsschluss von UK stand zudem fest, dass  Heinrich Bedford-Strohm erneut in den Rat der EKD einzieht. Der 55 Jahre alte bayerische Landesbischof erhielt 126 von 137 abgegebenen Stimmen. Kurschus bekam 101 Stimmen.
Der für sechs Jahre gewählte 15-köpfige Rat leitet die EKD und vertritt sie in der Öffentlichkeit. Synodenpräses Irmgard Schwaetzer gehört ihm qua Amt an. epd

Weitere Informationen zur Wahl des Rates der EKD und zu den neu gewählten Mitgliedern finden Sie unter www.unserekirche.de.