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„Es kommt auf uns an“

Präses Annette Kurschus sprach auf der zentralen Friedensdemonstration in Berlin

Berlin/Bielefeld. Es ist Krieg in Europa. Aber kein Land, auch kein Volk sei über das andere hergefallen, so Präses Annette Kurschus. „Die verlogene und machtgierige Regierung des einen Landes hat mit blanker Gewalt und gegen alles Recht ihren Soldaten befohlen, ein anderes Land zu überfallen.“

Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland zählte zu den Rednerinnen und Rednern bei der zentralen Friedensdemonstration, zu der am Sonntag viele tausend Menschen zur Siegessäule an der Berliner ‚Straße des 17. Juni‘ gekommen waren, um ihre Solidarität und ihr Mitgefühl mit den Menschen in der Ukraine zu bekunden. Sie forderten die russische Regierung auf, umgehend alle Angriffe auf das Land einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Kriege würden mit Waffen geführt, aber auch mit Worten und Gedanken, so Kurschus, „mit Gerüchten und Lügen, mit falschen Bildern von sich und anderen.“ Die Präses forderte eindringlich dazu auf, präzise im Denken und Reden zu bleiben. „In aller Empörung – wir bleiben dabei: Wir verweigern uns der Verführung zum Hass. Wir verweigern uns der Spirale der Gewalt. Wir werden der kriegslüsternen Herrscherclique in Russland nicht das Geschenk machen, ihr Volk zu hassen“, so Kurschus. Das Spiel der Verfeindung werde man nicht mitspielen.

Für die Kirchen in Deutschland und für die Partnerkirchen in den Staaten Osteuropas stellte die EKD-Ratsvorsitzende klar, man werde laut widersprechen, „wo Gott und der Glaube in diesem üblen Spiel autokratischer Machtlust dienstbar gemacht werden.“ Das Blut, das im Krieg vergossen werde, schreie zum Himmel, so Kurschus. „Gott hört den Schrei, das glaube ich gewiss. Und: Gott hört auch die Stimmen des Friedens.“

Von jedem und jeder seien jetzt Taten gefragt, appellierte Annette Kurschus an die Teilnehmenden der Friedenskundgebung und alle Menschen darüber hinaus. „Es kommt auf uns an, die Worte zu wägen, Unrecht beim Namen zu nennen – und doch nicht zu hassen.“ Sie forderte zudem Solidarität mit den leidenden Menschen in der Ukraine ein, aber auch Achtung für diejenigen, die sich in Russland gegen den Krieg stellten. Und schließlich: „Es kommt auf uns an, den Menschen, die flüchten, zu helfen, ihnen Wege zu öffnen, damit sie ihr Leben retten können, und sie aufzunehmen.“