Traditionell stehen die Herbsttagungen der Synode der bayerischen Landeskirche im Zeichen der Finanzen: Es wird ein Haushaltsentwurf fürs Folgejahr vorgestellt, beraten und beschlossen. Auch bei der Tagung ab dem 24. November im Amberger Kongresszentrum wird das so sein. Dort stehen aber noch weitere wichtige Themen auf dem Programm – unter anderem will die Synode ein Kirchengesetz beschließen, mit dem sie sich selbst verkleinern würde, von momentan 108 Synodalen auf dann nur noch 75 Mitglieder. Der Evangelische Pressedienst (epd) analysiert die wichtigsten Themen der Herbsttagung:
FINANZEN UND HAUSHALT
Der Haushalt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für dieses Jahr liegt abermals knapp unter der Schwelle zur Milliarde: Die Erträge werden zum Jahresende laut Finanzchef Patrick de La Lanne bei 953,2 Millionen Euro liegen – dem stehen 951,9 Millionen Euro an Ausgaben gegenüber. Das Gros der Einnahmen stammt mit 770 Millionen Euro aus der Kirchensteuer. Für kommendes Jahr rechnet de La Lanne nochmals mit dieser Summe. Diese sei mittelfristig aber „nicht mehr zu halten“, konkret wohl schon ab dem Jahr 2026. Das liegt zum einen an weiterhin hohen Kirchenaustrittszahlen, zum anderen aber auch an der angespannten wirtschaftlichen Lage. „Die bislang gute Konjunktur hat verhindert, dass sich die sinkende Mitgliederzahl auch stärker finanziell bemerkbar macht“, erläuterte de La Lanne. Damit allerdings sei nun wohl Schluss.
STRUKTURREFORM UND KIRCHENKREISE
Seit Jahren schon passt die bayerische Landeskirche auf verschiedenen Ebenen ihre Strukturen an – Auslöser dafür sind auch hier die sinkenden Mitgliederzahlen und schrumpfenden Einnahmen. Etliche Gemeinden und Dekanate fusionieren derzeit oder arbeiten enger zusammen; beschlossen ist auch eine Reduktion der derzeit sechs Kirchenkreise. Zwischenzeitlich waren mal vier Kirchenkreise im Gespräch, nun soll es offenbar gleich der große Wurf werden: Eine Arbeitsgruppe aus Synodalen, den zwei Regionalbischöfen Thomas Prieto Peral (München) und Klaus Stiegler (Regensburg) sowie dem juristischen Oberkirchenrat Florian Baier wird bei der Tagung ein Erprobungsgesetz vorstellen, das unterschiedliche Wege ermöglicht. Im ersten Schritt schlägt die Arbeitsgruppe für Altbayern und Schwaben einen großen Kirchenkreis mit einer Doppelspitze vor.
VERKLEINERUNG DER LANDESSYNODE
„Schlüsseltagung“ und „Lackmustest“: Schon vor Beginn der Tagung wird mit großen Worten beschrieben, worum es geht. Die Landessynode hat in ihrer aktuellen Wahlperiode zahlreiche Reformen und auch Prozesse angestoßen – etwa „Profil und Konzentration“. Nun gehe es darum, „dabei Erdachtes ins echte Kirchenleben“ zu übertragen, heißt es aus Kirchenkreisen. Dazu gehört auch, die eigenen Leitungsstrukturen anzupassen. Die Synode soll von derzeit 108 auf 75 Mitglieder verkleinert werden. 60 Synodale sollen gewählt und 15 berufen werden. Bei den Kandidaten soll nicht mehr zwischen „ordiniert“ und „nicht ordiniert“ unterschieden werden. Für Hauptamtliche sind künftig 20 und für Ehrenamtliche 40 der Wahl-Plätze vorgesehen. Feste Vorgaben für Berufungen und vorab zugewiesene Delegationsplätze – etwa für Theologie-Professoren – gibt es nicht mehr.
SEXUALISIERTE GEWALT UND MISSBRAUCH
Offiziell nicht auf der Tagesordnung steht das Thema sexualisierte Gewalt, das erst vor wenigen Tagen bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Würzburg großen Raum eingenommen hat. Dass es aber durchaus Thema werden kann, darüber sind sich viele Synodale im Klaren. Zum einen hat die Synode der EKD in Würzburg ein Entschädigungsmodell für Missbrauchsbetroffene beschlossen, das künftig auch für alle 20 EKD-Gliedkirchen gelten soll. Es handelt sich um ein „Kombimodell“ aus einer individuellen und pauschalen Leistung. Letztere soll im Falle strafbarer Taten 15.000 Euro betragen. Darüber werden die Landessynodalen, die auch in der EKD-Synode sitzen, in Amberg berichten. Zum anderen ist nicht ausgeschlossen, dass auch in Amberg Betroffene zur Synode kommen und das Thema aufrufen werden. (00/3587/22.11.2024)