Versprochen hat die Bundesregierung einen Fahrplan zu einer gesünderen und nachhaltigeren Ernährungsweise. Was als Ernährungsstrategie herausgekommen ist, stößt aber nicht überall auf Zustimmung.
Die Ernährung in Deutschland soll nach dem Willen der Bundesregierung langfristig gesünder, vielseitiger und ökologischer werden. Die am Mittwoch im Bundeskabinett verabschiedete Ernährungsstrategie sieht dazu etwa weniger Fleisch und zuckerhaltige Lebensmittel, dafür mehr Obst und Gemüse in Kitas und Schulkantinen vor. Umwelt- und Verbraucherorganisationen bezeichneten die Maßnahmen jedoch als zu unkonkret.
Die Strategie, deren Umsetzung bis 2050 angesetzt ist, widmet sich insbesondere der Außer-Haus-Verpflegung. Dieser komme mit deutschlandweit knapp 40 Millionen Portionen Essen am Tag eine entscheidende Rolle bei der Ernährung zu. Neben einer Umsetzung der Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollen in den Einrichtungen auch Lebensmittelabfälle reduziert werden.
Zudem will Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) weiter an einem Verbot von Werbung für besonders zucker-, fett- oder salzhaltige Lebensmittel festhalten, die sich an Kinder unter 14 Jahren richtet. Auf europäischer Ebene will sich die Bundesregierung zudem für eine EU-weit verpflichtende Nährwertkennzeichnung einsetzen, damit nahrhafte Lebensmittel leichter im Regal zu erkennen sind.
Nach Ansicht des Naturschutzbundes WWF bleibt die nun verabschiedete Strategie weit hinter den Empfehlungen zurück, die der Bürgerrat “Ernährung im Wandel” jüngst an den Bundestag übergeben hatte. So fehlten jegliche steuerliche Maßnahmen, mit denen gesunde und nachhaltige Lebensmittel günstiger gemacht werden könnten. “Kurzfristig könnte die Bundesregierung die Mehrwertsteuer auf gesunde Erzeugnisse wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte streichen. Mittelfristig braucht es eine Neuausrichtung der Lebensmittelbesteuerung in Form einer Nachhaltigkeitssteuer”, erklärte WWF-Referentin Elisa Kollenda.
Die Fokussierung auf den Außer-Haus-Bereich sei zwar grundsätzlich gut, lasse aber andere wichtige Bereiche außen vor, so Kollenda weiter. “Wer die Ernährungsumgebung verändern will, der muss mehr in den Blick nehmen als die Gemeinschaftsverpflegung. Supermärkte und Restaurants sind wichtige Orte der Konsumentscheidung.”
Auch die Verbraucherorganisation foodwatch forderte steuerliche Maßnahmen, unter anderem die Abschaffung der Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse. Zudem bleibe in der Vorlage unklar, wie die DGE-Qualitätsstandards konkret umgesetzt werden können.