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Erdogan-Besuch: Can Dündar wirft Bundesregierung Doppelmoral vor

Der in Deutschland im Exil lebende türkische Journalist Can Dündar hat der Bundesregierung Doppelmoral beim Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vorgeworfen. Während in Deutschland Pro-Hamas-Demos verboten würden, empfange die Bundesregierung deren Fürsprecher Erdogan, sagte der aus der Türkei geflohene Journalist der „Augsburger Allgemeinen“ (Donnerstag). Erdogan stelle sich öffentlich auf die Seite der Hamas, trotzdem rolle man ihm den roten Teppich aus, kritisierte der Journalist. Der türkische Präsident wird für diesen Freitag zu einem Staatsbesuch in Berlin erwartet.

Der frühere Chefredakteur der Zeitung „Cumhuriyet“ sagte weiter, die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei seien auf beiden Seiten „von einer Art Hassliebe geprägt“. Man brauche sich aber gegenseitig, um „gemeinsam Geschäfte zu machen“. Dafür würden Differenzen ausgeblendet. „Es ist traurig, zu sehen, dass Deutschland bereit ist, seine Werte zu opfern“, sagte Dündar. Der deutsche Bundeskanzler sei der erste Staatsmann überhaupt gewesen, der Erdogan nach der Präsidentschaftswahl im vergangenen Mai zu einem Staatsbesuch eingeladen habe, „obwohl er wusste, dass die Wahlen überhaupt nicht fair waren“.