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Entsetzen über Attacke am Holocaust-Mahnmal in Berlin

Bei einer Messer-Attacke am Holocaust-Mahnmal in Berlin wird ein 30-jähriger Tourist aus Spanien schwer verletzt. Die Tat war offenbar antisemitisch motiviert. Politiker kündigen ein konsequentes Vorgehen an.

Als “abscheuliches und brutales Verbrechen” hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser den Messer-Angriff am Berliner Holocaust-Mahnmal auf einen spanischen Touristen bezeichnet. Der Täter müsse mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden, forderte die SPD-Politikerin am Samstag. Zugleich dankte Faeser den Einsatzkräften der Berliner Polizei und den Rettungskräften für ihr entschlossenes Eingreifen.

Der Vorfall hatte sich bereits am frühen Freitagabend ereignet. Dabei wurde der 30-jähriger Spanier schwer verletzt. Der Mann ist inzwischen außer Lebensgefahr. Kurz nach der Attacke nahm die Polizei einen 19-jährigen Syrer fest. Die Generalstaatsanwaltschaft geht von einem antisemitischen Hintergrund aus. Darauf deuteten die Gegenstände wie ein Koran und ein Gebetsteppich hin, die der junge Mann – neben der mutmaßlichen Tatwaffe – in einem Rucksack mit sich führte.

Der Polizei gegenüber habe der Beschuldigte ausgesagt, seit einigen Wochen sei der Plan in ihm gereift, Juden zu töten. Deswegen habe er sich auch zum Holocaust-Mahnmal begeben, so die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen dauern an. Nach bisherigen Erkenntnissen kam der Syrer 2023 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling, also ohne seine Eltern, nach Deutschland und beantragte Asyl. “Das wurde ihm anerkannt, sodass er sich legal in Deutschland aufhält.” Seinen Wohnsitz habe er in Leipzig.

“Wir werden alle Wege nutzen, um Gewalttäter wieder nach Syrien abzuschieben”, kündigte Innenministerin Faeser an. “Wer solche Taten begeht und den Schutz in Deutschland aufs Widerwärtigste missbraucht, der hat jedes Recht verwirkt in unserem Land zu sein.”

Nach den Worten von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann braucht es einen Politikwechsel in der Migrationspolitik. “So kann und darf es nicht weitergehen”, sagte Linnemann dem “Tagesspiegel”. Am Sonntag findet die Bundestagswahl statt. Die jüngsten Attacken von Aschaffenburg und München mit insgesamt vier Toten hatten die Debatte über die Migrationspolitik noch einmal befeuert. In beiden Fällen stammten die Täter aus Afghanistan.

Die Tat am Holocaust-Mahnmal von Berlin mache nicht nur erneut die tödliche Gefahr von Judenhass deutlich, sondern zeige auch, dass jeder Mensch Opfer einer antisemitischen Gewalttat werden könne, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, dem “Tagesspiegel”.

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas wurde vor 20 Jahren eröffnet und ist Ziel vieler Berlin-Besucher aus dem In- und Ausland. Auf rund 19.000 Quadratmetern stehen auf einer unebenen Fläche 2.710 verschieden große Betonstelen; aus der Vogelperspektive betrachtet ergeben sie das Bild eines wogenden Feldes. Das Mahnmal liegt in unmittelbarer Nähe zur US-Botschaft in Berlin.

Unterdessen vereitelten die Behörden offenbar einen weiteren Anschlag. Das Polizeipräsidium Potsdam teilte bereits am Freitag die Festnahme eines 18-jährigen Russen mit. Dieser stehe im Verdacht, “einen mutmaßlich politisch motivierten Anschlag vorbereitet zu haben”. Die Ermittlungen “wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat” dauern demnach an.

Laut ARD-Recherchen handelt es sich um einen Tschetschenen, der sich in Somalia der Terrororganisation “Islamischer Staat” anschließen wollte. Möglicherweise habe er zuvor einen Anschlag in Berlin geplant und dabei auch die israelische Botschaft ins Visier genommen. Dass die Festnahme am Flughafen erfolgt sei, deute allerdings darauf hin, dass er entsprechende Pläne aufgegeben haben könnte.