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Empörung über Verbot ausländischer Studenten an US-Uni Harvard

Eine zusätzliche Eskalationsstufe: Die US-Regierung verbietet die Aufnahme ausländischer Studenten an der Eliteuniversität. Die Bundesregierung sieht das mit großer Sorge. Auch der DAAD ist empört.

Der Ausschluss ausländischer Studierender an der weltberühmten Eliteuniversität Harvard durch die US-Regierung sorgt bei der deutschen Bundesregierung für breite Empörung. “Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit sind Einschränkungen der Demokratie selbst”, sagte der Vizesprecher der Bundesregierung, Sebastian Hille, am Freitag in Berlin.

Das Auswärtige Amt ergänzte: “Wir nehmen das als dringende Angelegenheit wahr.” Es sei etwa eine dreistellige Zahl deutscher Studierender an der Universität Harvard. Das Ministerium stehe, auch über Vermittlerorganisationen in den USA, im Austausch mit der Universität, um abzuschätzen, welche Folgen das für die Studierenden habe. Insgesamt beträgt die Zahl ausländischer Studenten an der Eliteuniversität nahe Boston laut Einschreiberegister rund 6.800.

Zwischen der US-Regierung unter Donald Trump und der Eliteuniversität gibt es seit Wochen einen heftigen, auch juristischen Streit. Die Regierung wirf der Universität unter anderem die Förderung von Gewalt, Antisemitismus und darüber hinaus eine Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei Chinas vor. Vorwürfe, die Harvard zurückweist. Dennoch hat die US-Administration der Hochschule bereits Bundeszuschüsse in Milliardenhöhe gestrichen.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (CDU) sprach von einem schweren Schlag gegen die Wissenschaftsfreiheit und die Freiheit der Kunst. “Der uneingeschränkte internationale Austausch gehört zum Wesenskern der Kunstfreiheit und des Fortschritts in Kunst und Kultur. Ohne ihn droht eine geistige Verzwergung, die uns alle ärmer macht”, sagte Weimer. Die Bundesregierung setze daher auch weiterhin mit Residenzprogrammen wie dem der Villa Aurora und des Thomas Mann House in Los Angeles auf Austausch und Diskurs.

Auch Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) zeigte sich sehr bestürzt über die Entscheidung der US-Regierung von Donald Trump. Es schaffe Verlierer auf allen Seiten. Es gehe nun darum, auf europäischer Ebene eng zusammenzuarbeiten, um die Wissenschaftsfreiheit zu wahren und zu fördern. Dazu gehöre es auch, den Forschungsstandort Deutschland weiter zu stärken.

Beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) sieht man den von der US-Regierung verfügten Ausschluss ausländischer Studierender ebenfalls äußerst kritisch. “Die Betroffenen sind nachvollziehbar sehr beunruhigt und verunsichert”, sagte der Leiter des DAAD-Bereichs Wissen und Netzwerk, Benedikt Brisch, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Bonn.

Die vom US-Heimatschutzministerium ausgesprochene Maßnahme treffe die Falschen und untergrabe den freien wissenschaftlichen Austausch – “das, was die USA immer ausgemacht hat”. Brisch rechnet aber auch mit juristischen Widerstand durch die Uni und einer Protestwelle der Studierenden. “Wir müssen die Entwicklung noch abwarten.”