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EKD: Völkermord an Nama und Herero anerkennen

Berlin – Deutschland hat in einer feierlichen Zeremonie in der Kolonialzeit außer Landes gebrachte menschliche Überreste an Namibia zurückgegeben. In einem Gedenkgottesdienst, der vor der Übergabe stattfand, sagte die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, das Gedenken an die Nachfahren der Opfer solle wachgehalten werden. Die Gräueltaten an den Herero und Nama müssten als erster Genozid des 20. Jahrhunderts anerkannt werden.
Bosse-Huber erinnerte auch daran, dass sich die EKD mit einem Schuldbekenntnis und der Bitte um Vergebung an die Nachfahren der Opfer des aus der Sicht der meisten Historiker ersten Völkermordes des 20. Jahrhunderts im früheren Deutsch-Südwestafrika gewandt habe. Der namibische Bischof Ernst Gamxamub rief zudem zu einer gemeinsamen Zukunft auf, die von Werten wie Menschenwürde, Respekt, Gleichheit, Frieden und Gerechtigkeit geprägt sein müsse.
Für die Bundesregierung nahm Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, an dem Gottesdienst teil. Müntefering nahm auch die symbolische Übergabe der Gebeine vor, bei der Vertreter der Botschaft von Namibia anwesend waren. Sie entschuldigte sich für die Verbrechen deutscher Kolonialtruppen im heutigen Namibia. „Deutschland steht fest zu seiner historischen Verantwortung“, sagte Müntefering. Weiter sagte sie, die Verbrechen seien das gewesen, was heute als Völkermord bezeichnet würde.
Am Rande der Rückgabe-Veranstaltungen in Berlin protestierten rund 50 Aktivisten und Vertreter von Herero- und Nama-Organisationen gegen das Vorgehen der Bundesregierung und der EKD. Sie forderten von der Bundesregierung Entschädigung und ebenfalls eine offizielle Entschuldigung für den Genozid gegenüber Vertretern von Herero und Nama. Das Geschehen mit Zehntausenden Toten bezeichnen Wissenschaftler und Politiker inzwischen übereinstimmend als Völkermord. epd/KNA