Frankfurt/Keitum. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat Verständnis für Kritiker der kirchlichen Trauung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und der Journalistin Franca Lehfeldt. Viele evangelische Kirchenmitglieder fänden es ungerecht, dass die Kirche die Brautleute in den Genuss einer Leistung kommen lasse, obwohl beide aus der Kirche ausgetreten seien, schreibt Kurschus in einem Beitrag des evangelischen Magazins „chrismon“.
Solches Empfinden sei nicht „kleinlich“, sondern „das normale Gerechtigkeitsempfinden von Menschen, die jahrzehntelang Kirchensteuern gezahlt haben“, schreibt die Theologin. Immerhin sei der Anteil der evangelischen Hochzeiten ohne Kirchenmitgliedschaft mit „circa vier von tausend“ gering, betonte Kurschus. „Der Größe der Aufregung steht also die zahlenmäßige Winzigkeit des Problems gegenüber.“
Was die wirklich wichtige Frage ist
Ein „echtes Problem“ hingegen sei es, dass viele Kirchenmitglieder sich nicht mehr kirchlich trauen ließen. Die Kirche müsse sich daher Menschen öffnen, die sich ihr entfremdet hätten, auch Nichtmitgliedern. Dabei sei die „eigentliche, die wirklich wichtige Frage“, ob es „noch etwas jenseits“ der binären Unterscheidung von Mitgliedern und Nichtmitgliedern gebe.
Lesen Sie auch
Nordkirche rechtfertigt kirchliche Trauung von Lindner und Lehfeldt
Käßmann über Lindner-Trauung: Kirche war nur Kulisse
“Den Segen zu empfangen, war mir wichtig” – Lindner im Interview
Christian Lindner und Franca Lehfeldt hatten sich am 9. Juli in der evangelischen Kirche St. Severin in Keitum auf Sylt trauen lassen. (epd)