KATTOWITZ/SCHWERTE – Die Ergebnisse des UN-Klimagipfels in Polen haben geteilte Reaktionen ausgelöst. Zum Abschluss des Treffens in Kattowitz einigten sich mehr als 190 Staaten auf ein Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Umweltschützern geht das nicht weit genug. Kirchenvertreter sehen auch positive Aspekte.
Das Pariser Klimaabkommen setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die vereinbarten Transparenzregeln und Standards zur CO2-Erfassung gelten ab 2024 und sollen dafür sorgen, dass die freiwilligen Klimaschutz-Anstrengungen der Staaten miteinander vergleichbar sind. Arme Länder erhalten allerdings Zeit, um die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen.
„Brot für die Welt“ sprach von einem „Teilsieg für die Inselstaaten“. Dem beharrlichen Druck der ärmsten und verletzlichsten Staaten sei es zu verdanken, dass das wichtige Thema der Schäden und Verluste durch Klimawandel politisch aufgewertet wurde, erklärte das evangelische Hilfswerk.
Klimaschutz-Initiativen transparent machen
Der Umweltexperte der westfälischen Kirche, Klaus Breyer, wertet das beim Weltklimagipfel in Polen beschlossene Regelwerk zum Klimaschutz als einen Erfolg. Das Pariser Abkommen sei nicht viel mehr als eine „wolkige Absichtserklärung“ gewesen, ohne konkrete Angaben, wie die Anstrengungen der einzelnen Länder gemessen und bewertet werden sollten. „Diese gravierende Lücke konnte jetzt der Weltklimagipfel in Kattowitz schließen.“
Durch ein für alle geltendes Regelwerk würden nun die nationalen Anstrengungen für Klimaschutz transparent und vergleichbar, erklärte der Umweltexperte. „Nun kann beurteilt werden, mit welchem Ambitionsniveau die Staaten vorankommen und wo dringender Nachsteuerungsbedarf besteht.“ Wichtig sei, dass das Regelwerk zur „Großbaustelle Klimaschutz“, das auch wichtige Finanzierungsmechanismen für die Entwicklungsländer enthält, zügig und zielgerichtet umgesetzt wird, mahnte Breyer.
„Die Lage bleibt sehr ernst“, sagte der Leiter des landeskirchlichen Instituts für Kirche und Gesellschaft in Schwerte. So seien die bisher von den Staaten vorgelegten nationalen Klimaprogramme „vollkommend unzureichend“. Das gelte vor allem für Deutschland. „Denn die deutschen Klimaziele werden 2020 drastisch verfehlt“, sagte er.
Er forderte vom Bund den zügigen Ausstieg aus der Kohleverstromung, verbunden mit einem sozial verträglichen Strukturwandel, sowie eine Verkehrswende. Im Gebäudebereich müssten zudem dringend Wege gefunden werden, um Investitionen in bezahlbaren Wohnraum mit Klimaschutz zu verknüpfen. „Auf diese Weise können die deutschen Klimaziele doch noch zeitnah erreicht werden“, unterstrich Breyer.
Unzufrieden mit den Ergebnissen zeigte sich auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Das Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens weise „gravierende Lücken“ auf. So sei die Begrenzung von CO2 aus der Verbrennung von Holz lückenhaft geregelt, was auch zu einer vermehrten Abholzung von Wäldern führen könne.
Die Entwicklungsorganisation Germanwatch bezeichnete das vereinbarte Regelwerk als solide Grundlage für die weltweite Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Zur Abwendung der Klimakrise komme es aber nun darauf an, dass alle Staaten deutlich mehr politischen Willen zeigten. Greenpeace erklärte, die Konferenz habe dabei versagt, die Frage zu beantworten, wann die Regierungen endlich anfangen, ihren Ausstoß an Treibhausgasen spürbar zu senken. epd