Das Ulmer Münster hat ein weiteres Kunstwerk. Ein neues Glasfenster an der Nordseite der größten protestantischen Kirche Deutschlands wurde am Montag bei einem Festakt eingeweiht. Das 14 Meter hohe und 2,5 Meter breite Fenster zum Thema „Gnade“ gestaltete der Glaskünstler Thomas Kuzio (Sommersdorf/Mecklenburg), es ersetzt die Notverglasung eines im Krieg zerstörten historischen Fensters. Die Kosten des Fensters in Höhe von rund 400.000 Euro werden nach Angaben des Ulmer Dekans Torsten Krannich von den Spenden zweier Ulmer Familien getragen.
Wie Kuzio bei der Einweihung erläuterte, soll das in Gelbtönen gehaltene Fenster die Betrachter anregen, dem nicht gegenständlich dargestellten Thema Gnade „durch Farbe und Licht nachzuspüren“ und so zu Besinnung und Kontemplation anregen. Das neue Fenster habe im Münster eine zentrale Bedeutung, da es mit dem benachbarten „Pfingstfenster“ und dem „Predigtfenster“ auf der gegenüberliegenden Seite ein visuelles Dreieck um den Altar bilde.
Diese Konzeption mache deutlich, dass der „Glaube aus dem Hören und Sehen kommt“, sagte die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz. Die Gnade Gottes beschenke die Menschen, was in der Farbgebung des Fensters zum Ausdruck komme: Das Gelb des Fensters leuchte selbst im nahezu dunklen Münster und sei so für die Menschen ein „orientierendes Licht“.
Das Gnadenfenster ist bereits das sechste von Kuzio geschaffene Fenster, mit dem Kriegsschäden im Münster beseitigt wurden. Das neue Kunstwerk, wie auch die bisherigen fünf Fenster, produzierte die Glasmalerei Peters in Paderborn. Der Zyklus dieser Kuzio-Fenster, der wesentlich auf eine Initiative des damaligen Ulmer Dekans und jetzigen württembergischen Landesbischofs Ernst-Wilhelm Gohl zurückgeht, soll insgesamt acht Fenster umfassen.
Alle bisher installierten Fenster wurden ausschließlich durch Spenden aus der Ulmer Bevölkerung finanziert. Daran zeigt sich Dekan Krannich zufolge auch die enge Beziehung der Ulmer Bürgerschaft zum Münster, das seit seiner Grundsteinlegung 1377 bis heute immer eine „Bürgerkirche“ geblieben sei. (1086/12.05.2025)