Der Angreifer, der am 5. September 2024 einen Anschlag auf das israelische Generalkonsulat in München verüben wollte, war ein sozial isolierter Einzelgänger mit Hass auf Israel. Die Ermittler teilten bei einer Pressekonferenz am Freitag in München mit, dass es sich um eine terroristisch motivierte Tat gehandelt habe. Auch wenn der Täter gläubiger Muslim gewesen sei, hätten islamistische Beweggründe aber nur eine untergeordnete Rolle gespielt, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin bei der Generalstaatsanwaltschaft München, Gabriele Tilmann. Verbindungen zu terroristischen Vereinigungen oder Mittäter habe es nicht gegeben.
Der Täter – ein damals 18-jähriger Muslim mit österreichischer Staatsbürgerschaft – sei ein Außenseiter mit unreifer Persönlichkeit gewesen, der außerhalb der Familie nahezu keine sozialen Kontakte gehabt habe, weder im echten Leben noch im Internet, sagte Tilmann weiter. Er sei in Schule und Ausbildung gescheitert und sei schnell kränkbar gewesen. Dafür habe er streng seinen muslimischen Glauben gelebt – etwa mit zwanghafter Ausführung von rituellen Waschungen und Gebeten.
Ein befragter Imam habe den Ermittlern erläutert, dass der Täter aber wohl kein religiöses Fundament gehabt habe, sondern sich muslimische Versatzstücke aus dem Internet zusammengesucht habe und darauf seinen Glauben begründet habe, sagte Tilmann weiter. Der 18-Jährige habe zudem das Gefühl gehabt, als Muslim benachteiligt zu sein. Der Beginn des Gazakrieges im Oktober 2023 sei daher wie ein Katalysator für seinen Hass auf Israel gewesen. Seine Israelfeindlichkeit habe aber schon länger bestanden.
Am 5. September 2024 hatte der damals 18-jährige Österreicher Emrah I. am israelischen Generalkonsulat in München mehrere Schüsse abgegeben. Die Polizei tötete den Angreifer. Tatort und der Tag der Tat sind hochsensibel: In direkter Nähe befinden sich das NS-Dokumentationszentrum, das israelische Generalkonsulat und das Amerika-Haus. Auf den Tag genau vor 52 Jahren ereignete sich außerdem das Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München, bei dem elf Israelis starben.
Die Ermittler haben allerdings keine Hinweise gefunden, dass der Täter von dem geschichtsträchtigen Datum wusste. Der Jahrestag des Olympia-Attentats sei für die Tat eher hinderlich gewesen, weil das Generalkonsulat an dem Tag wegen einer Gedenkfeier geschlossen hatte, sagte Tilmann. Insgesamt ging der 18-Jährige recht orientierungslos vor. Als Ziel hatte er sich zwar das Generalkonsulat ausgesucht, gab aber zunächst Schüsse auf das benachbarte NS-Dokumentationszentrum ab. Warum er sich ein Ziel in Bayern ausgesucht hatte, sei nicht klar. Nach München sei er im Auto seiner Mutter gekommen.
Klar war hingegen schnell, dass der Täter einen Hang zu Waffen und Sprengstoff hatte. Im März 2023 war dem Täter allerdings der Waffenbesitz offiziell verboten worden, nachdem die österreichische Polizei auf seinem Computer Hinweise auf eine Radikalisierung gefunden hatte. So habe er Computerspiele gespielt, bei denen Hinrichtungen und Anschläge simuliert werden, dabei habe er Symbole der islamistischen Terrororganisation „HTS“ verwendet, teilten die Ermittler mit. Die Tatwaffe – eine sogenannte Repetierbüchse aus dem Jahr 1936 mit Bajonett – habe er erst einen Tag vor dem Anschlag von einer Privatperson gekauft.