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Dunja Hayali: Protest hat viel mit Überforderung zu tun

Warum werden vor allem die Lauten gehört? Die ZDF-Journalistin Dunja Hayali hat sich für eine TV-Reportage mit der neuen Protestkultur in Deutschland auseinandergesetzt.

TV-Journalistin Dunja Hayali hat sich mit der Protestkultur in Deutschland beschäftigt
TV-Journalistin Dunja Hayali hat sich mit der Protestkultur in Deutschland beschäftigtImago / photothek

Bei der Protestkultur in Deutschland geht es nach Ansicht der ZDF-Journalistin Dunja Hayali viel um Überforderung, Veränderung, Verzicht und Ungewissheit. Dazu kämen Blasen, in denen sich nur gleichgesinnte Menschen bewegten, sagte Hayali dem Fernseh- und Radiomagazin der Süddeutschen Zeitung. Das sei bequemer, weil man sich und seine Position nicht hinterfrage oder hinterfragen lassen müsse. Ohne Widerspruch könne man behaupten, “man sei tolerant und offen, bis der- oder diejenige dann wirklich mal auf eine andersmeinende Person trifft”.

Das ZDF zeigt am Donnerstag, 22. August, in der Reihe “Am Puls” um 22.30 Uhr Hayalis Reportage “Wütend, laut, radikal – die neue Protestkultur?”. Im Film habe man sich entschieden, extrem sensible Thematiken nicht auf einer Demo zu besprechen, sondern in einer ruhigeren Gesprächssituation, sagte die Journalistin. Wer also auf Konfrontation und eskalierende Szenen hoffe, werde enttäuscht. Inhalt und Erkenntnis statt Empörung seien das Ziel gewesen.

Soziale Medien verstärken Meinungskorridor

Hayali sagte weiter, dass die sozialen Medien den eigenen, engen Meinungskorridor der Menschen verstärkten: “Obwohl wir so viele Möglichkeiten der Kommunikation und Veröffentlichung haben, ist es zeitgleich schwieriger geworden, mit dem eigenen Anliegen durchzudringen.”

Zugleich stellte die Journalistin folgende Fragen in den Raum: “Wer bekommt Aufmerksamkeit, medial und politisch? Die, die friedlich demonstrieren, oder die, die laut, provokant und teils radikal sind?” Hier gebe es eine traurige Lernkurve der letzten zehn Jahre, die verschiedene Gruppen für sich nutzten. Dabei fielen die Leisen, die Versöhnlichen und die mit den Grautönen hinten rüber. “Dafür sind wir Medien schon mitverantwortlich”, räumte Hayali ein.