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Ditib droht wegen Bericht über Jubiläum mit rechtlichen Schritten

Der Islamverband Ditib hat einen Artikel der Zeitung „Die Welt“ über die Feier zum 40. Jubiläum des Verbands als „Hetze und Diskriminierung“ verurteilt und rechtliche Schritte angedroht. In dem am Donnerstag online veröffentlichten Beitrag würden die Türkisch-Islamische Union (Ditib), ihre über 800 Gemeinden und hunderttausende Mitglieder diffamiert und als Feinde dargestellt, erklärte die Ditib am Freitag in Köln. Sie forderte die „Welt“ und den Axel Springer-Verlag auf, „sich klar von diesem Artikel zu distanzieren und Konsequenzen zu ziehen“. Man behalte sich vor, „juristische Schritte einzuleiten“.

In dem Artikel der „Welt“ wird vor allem der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski (CDU), kritisiert, der bei der Feier zum 40-jährigen Ditib-Bestehen am 26. Oktober in Siegburg eine Rede hielt. „Zur Geburtstagsfeier seines Feindes erscheint man nicht“, heißt es in dem Beitrag. „Wen sonst soll ein verfassungstreuer deutscher Demokrat als politischen Feind betiteln, wenn nicht eine Organisation, die so abhängig ist vom Autokraten in Ankara, die so stark erdoganistisch, also islamistisch, türkisch-nationalistisch und antisemitisch geprägt ist?“

Mit „ihrer Betonung einer nationalistisch-türkischen Identität, mit ihrem auf Abgrenzung bedachten Islam-Verständnis“ arbeite die eng mit der türkischen Religionsbehörde verbundene Ditib „an der Vertiefung von Gräben in der Bevölkerung Deutschlands“, schrieb der „Welt“-Autor. Er warf Liminski vor, mit seinem Auftreten habe er sich „de facto zum Gehilfen“ der Propaganda des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gemacht.

Liminski hatte in seiner Rede gewürdigt, dass die Ditib zahlreichen Muslimen religiöse Orientierung und Halt biete, dazu gehörten auch Seelsorge sowie Jugend- und Frauenarbeit. Mit ihrer Verpflichtung, dass in ihren Moscheen künftig nur noch in Deutschland ausgebildete Imame tätig sind, zeige die Ditib, „dass sie anpassungsfähig ist, dass sie sich nicht absondern möchte, sondern dass sie bereit ist, sich breit in unserer Gesellschaft zu verankern“, sagte er laut Redetext.

Zugleich betonte der für Religionsgemeinschaften zuständige Minister in seiner Rede, „in höchstem Maße irritierend und nicht zu tolerieren“ seien Fälle von Antisemitismus und politischer Einflussnahme, Hetze gegen Minderheiten und Denunziation. Er fügte hinzu: „Dies alles ist auch in Moscheegemeinden der Ditib geschehen.“

Er erwarte von der Ditib und von allen Islamverbänden, dass sie Antisemitismus in Deutschland und in NRW konsequent verurteilen. Auch wenn die Ditib eine Auslandsorganisation der türkischen Religionsbehörde Diyanet sei, müssten zudem Staat und Religion in Deutschland strikt getrennt sein und der Verband müsse sich auf seine „religiösen und sozialen Tätigkeiten hier in unserem Land konzentrieren“, forderte Liminski, der die Ditib in der Vergangenheit auch aufgefordert hatte, sich von antisemitischen und israelfeindlichen Aussagen von Erdogan und der türkischen Religionsbehörde zu distanzieren.