Hamburg/Daressalam. Feuerwehrleute und Fußballgruppen, Ärzte. In Hamburg haben viele Gruppen Partner in Ostafrika, in Daressalam. Denn das ist seit zehn Jahren die Partnerstadt Hamburgs. In diesem Jahr wollten beide Metropolen gemeinsam feiern – bis die Pandemie sich ausbreitete und der Städtepartnerschaft eine neue Bedeutung verlieh.
Im Mai erhielt Inken Bruns von der Kooperationsstelle Hamburg/Daressalam, angeboten von der Hamburger Diakonie, einen Anruf aus der afrikanischen Metropole, aus der katholischen Rugambwa-Klinik. „Wir haben Corona-Kranke hier. Aber nicht eine FFP2-Maske.“ „Dann ging es los“, erinnert sich Inken Bruns.
Die Hamburger Partner suchten Unterstützung, als „Zeichen der Solidarität“, so Susanne Hesemann, Fachbereichsleiterin für weltweite Diakonie an der Diakonie Hamburg. Ein Zeichen: 20.000 Euro, beschlossen am 3. Juni vom Hamburger Senat und anvertraut der Koordination des Diakonie-Partners vor Ort, der ökumenischen Christian Social Service Commission (CSSC).
Offiziell kein Corona
In einem Land, in dem der Präsident offiziell verkündet hat, dass es kein Corona mehr gibt, klären die christlichen Wohlfahrtsverbände heute weiter auf. Sie rüsten Krankenhäuser mit Schutzausrüstungen aus, sorgen für Hygiene-Schulungen und mobile Waschstationen. Oder lassen Nähgruppen Masken schneidern, sodass diese dank der Spendengelder günstiger verkauft werden können. „Wir sind froh, einen Partner zu haben, der diese Arbeit vor Ort konkret umsetzt“, sagt Susanne Hesemann.
Die CSSC ist seit 2015 Partner der Diakonie Hamburg. Der Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände vertritt die konfessionellen Kliniken gegenüber dem Staat. Eine Frage, die Delegationen immer wieder nach Hamburg mitnehmen, ist die nach dem Krankenversicherungssystem. Denn dieses soll in Tansania reformiert werden. Ihr Partner, das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf, interessiere sich hingegen viel mehr für das christliche Profil eines Klinikums, so Bruns.

Für sie ist heute die größte Herausforderung, den Kontakt zu den Partnern zu halten. Denn die Internetverbindungen sind schlecht, Gespräche über Videokonferenzen so gut wie unmöglich. Dabei spiele gerade die Körpersprache eine wichtige Bedeutung im Austausch, so Inken Bruns.
Und dann ist da noch die Ungewissheit. „Wir wissen einfach nicht, was los ist“, sagt sie im Hinblick auf die Ausbreitung der Corona-Pandemie. Corona-Tests, gar Statistiken, gibt es aufgrund der Haltung der Regierung nicht in Tansania. „Es hat lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass es keine Antwort gibt.“
Zusammengefallen wie ein Kartenhaus
Corona sei aber nicht die größte Herausforderung, so Hesemann. Heuschreckenplagen, Dürre, die Klimakatastrophe, das seien die größten Probleme des Landes. Im Herbst stehen Präsidentschaftswahlen an. Sie hofft auf politische Stabilität für das ostafrikanische Land.
Zur Feier der Unterzeichnung der Städtepartnerschaft vor zehn Jahren in Hamburg sollte der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher nach Ostafrika zur Feier fliegen. Ein Kunst- und Kulturprogramm aus Tansania war für Hamburg geplant. Das längst vorbereitete Festprogramm fiel „so leise in sich zusammen wie ein Kartenhaus“, sagt Hesemann. „Aber wir haben die Hoffnung, dass wir vielleicht 2021 feiern können. Wenn es einen Impfstoff gibt. Das soll ein Fest der Freude werden, weil wir Corona überwunden haben.“ „Und ein Fest der Städtepartnerschaft“, ergänzt Inken Bruns.