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Die Emojis sind los

Am Abend der Begegnung werden Spielkarten verteilt. Darauf: viele verschiedene Gesichter. Constance Bürger über die drolligen Kirchentags-Emojis.

Am Abend der Begegnung werden Spielkarten verteilt. Darauf: viele verschiedene Gesichter.

Von Constance Bürger

In Stuttgart waren es Bäumchen, in Hamburg Tampen und in Dresden Stempel. Erinnern Sie sich an die Kirchentags-Mitbringsel? Jetzt kommen die Emojis. Auf meiner täglichen Fahrradstrecke in die Redaktion lachen mich seit gut einer Woche mehrere orangene Gesichter mit roten Pausbäckchen von einem Plakat an. Das eine Gesicht reckt dazu Zeige- und Mittelfinger in die Luft. Ich hebe innerlich meine Hand zum „Peace“-Zeichen, und lache über all die anderen: ein Emoji mit lila Blumen auf den Kopf, einer mit Posaune, einer mit Bibel.Nach den Eröffnungsgottesdiensten am Abend der Begegnung werden drei Karten an die Besucher verteilt – mit den Emojis drauf. Dabei sind auch Gesichter, die einfach zum Kirchentag dazugehören: Bläser, Sänger, Menschen im Rollstuhl. In Berlin darf natürlich auch ein Hipster nicht fehlen – mit gepflegtem Bart- und Kopfhaar und dunkler Hornbrille. Das Geheimnis: „Keiner weiß, wie viele Motive es eigentlich gibt“, sagt Arlett Rumpff, eine von zwei Kirchentagsbeauftragten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).200000 Menschen werden am Abend der Begegnung zwischen Gendarmenmarkt, Brandenburger Tor und Reichstag zusammenkommen. Viele, die sich mit Freude wieder treffen. Viele, die sich noch gar nicht kennen. Und die zusammenzubringen, darum geht es, so Arlett Rumpff. Dabei sollen die Emoji-Karten helfen. Sie können getauscht und gesammelt werden. Etwa 500000 Karten gibt es. Sie bilden einen einfachen Zugang, um ins Gespräch zu kommen, so Rumpff. Mit den Karten kann man auf einfachem Weg Gefühle ausdrücken. Sie sind im Querformat, so kann man sie auch ganz einfach in die Tickethüllen stecken – und zeigen, wie es einem geht.„Mein Lieblings-Emoji ist der mit den drei Herzen“, sagt Arlett Rumpff. „Der wirkt so fröhlich und positiv.“ Sie hatte die Idee mit den Emojis. Bei einem Glas Wein saß sie an einem Abend mit einer Freundin zusammen. Sie überlegten, wie sie die Menschen am Abend der Begegnung zusammenbringen können. „Auf ein Spiel zum Begegnen lauern die Kirchentags-Gäste“, sagt Rumpff. Das hat Tradition. In Stuttgart waren es die sieben verschiedenfarbigen „Bäume der Erkenntnis“, die die Besucher gesammelten hatten. In Hamburg Schiffstaue, die zu sogenannten „Tampen“ verknüpft wurden, eine Art Freundschaftsband.Die Rheinländerin Silke Grimm ist schon seit ein paar Wochen ganz heiß auf die Emojis. Die Mitarbeiterin im Jugendreferat des Kirchenkreises Gladbach-Neuss verschickt seit ein paar Tagen jeden Abend eine E-Mail mit Infos zum Kirchentag – immer mit dabei ist auch ein Emoji. „Sie sind einfach witzig“, sagt sie. Gemeinsam mit 40 Kollegen wird Silke Grimm eine barrierefreie Quartiersschule in Berlin-Hohenschönhausen betreuen. Mit 300 Menschen reisen sie an, unter anderem auch Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung. Die Emojis wollen sie an die Türen der Klassenräume anbringen, für viele eine gute Möglichkeit, um sich zurechtzufinden. „Sich Bilder zu merken, ist für viele einfacher als nur Zahlen von Räumen“, sagt sie. In der Fritz-Reuter-Schule wird es dann auch eine Tauschbox für die Emojis geben. Manche der Emojis werden heiß begehrt sein. Denn von einigen Motiven gibt es nur ganz wenige Karten. Neben dem Set von drei Karten erhält man außerdem welche, wenn man beim Abend der Begegnung etwas an einem der Stände kauft. Und wer dann immer noch im Sammelrausch ist, der ist im Zentrum Berlin.Zukunft.Kirche am Alexanderplatz willkommen. Da gibt es von Donnerstag bis Samstag Karten zum Lächeln und Begegnen. Und um „Peace“ zu zeigen.