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Die Auferstehung war schon immer ein Geheimnis – und bleibt es auch

“Die Sache Jesu geht weiter”, das ist für alle klar. Aber wie? Die Auferstehung hält auf jeden Fall eine Botschaft für uns bereit – egal, wie man sie betrachtet.

Frohe Ostern! Die Auferstehung ist Grund zu großer Freude
Frohe Ostern! Die Auferstehung ist Grund zu großer FreudeImago / Eibner Europa

„Ist er wahrhaftig auferstanden?“, das ist eine Kernfrage von Ostern. Oder, wie der Theologe Karl Barth es einmal formuliert hat: „Ob’s denn wahr ist, dass es in dem Allem einen Sinn, ein Ziel und einen Gott?“ Diese Frage hat Menschen, und besonders Theologinnen und Theologen, durch die Jahrtausende immer wieder beschäftigt. Und sie beschäftigt Christinnen und Christen auch heute noch.

Es war konsequent und gleichzeitig irritierend für viele Gläubige, dass die Auferstehung als historisches Ereignis ausgerechnet von der Theologie oftmals in Frage gestellt wurde. Willi Marxsen oder Rudolf Bultmann waren vielleicht die prominentesten Vertreter dieser Richtung, in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Das waren noch die Auswirkungen des Rationalismus, vorwiegend geprägt vom Vernunftdenken. Und da passt eine „echte“ Auferstehung nicht rein.

Die Auferstehung und das Körperliche

Das ging noch so bis in die 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Auch die Theologie war eben vernunftorientiert und vernunftgetrieben. Für Marxsen zum Beispiel gab es keine körperliche Auferstehung, sondern ein „Die Sache Jesu geht weiter“. Ähnlich bei Bultmann, der die Auferstehung als mythologische Rede betrachtete. Jesus sei dadurch auferstanden, indem seine Botschaft weiter verkündigt wurde. Verkürzt gesagt. Dafür war Bultmann in manchen kirchlichen Kreisen für lange Zeit einer der meist gehassten Theologen.

Auferstehung Jesu steht im Neuen Testament

Und heute? Heute ist nicht mehr der Rationalismus führend. Heute spricht man eher von der „Postmoderne“, einem Zeitalter, in dem nicht mehr allein die Vernunft zählt. Allein in den vergangenen 20 Jahren ist so viel passiert, was man vorher nie für möglich gehalten hätte. Schaut man nur auf die Politik oder die Technologie. Das übersteigt teilweise jede Vernunft. Da ist es ja fast abwegig, die Berichte im Neuen Testament über Jesu Auferstehung nicht doch für möglich zu halten. Menschen, die schon ein bisschen Lebenserfahrung haben, fragen wieder vermehrt nach Sinn und Orientierung. Das geht manchmal so weit, dass man sich schon wieder ein bisschen mehr Rationalismus wünschen würde.

Manch einer bestellt sich heute seine Traumfrau oder seinen neuen Job beim Universum. Homöopathie, obwohl unwissenschaftlich, freut sich großer Beliebtheit. Und während der Corona-Pandemie wurde deutlich: Nicht immer wird auf die Wissenschaft gehört, es gibt noch viele andere Interessen, die das Handeln leiten. Es besteht heute überhaupt eine – teilweise erschreckende – Bereitschaft, vor allem das zu glauben, was einem vermeintlich gut tut.

Ganz sicher ist und bleibt die Auferstehung ein Geheimnis. Aber ganz sicher hat die Auferstehung nach den Berichten im Neuen Testament eine körperliche Komponente. Diese wurde in der Vergangenheit viel zu oft weg erklärt. Aber es geht in der Bibel eindeutig nicht nur um so etwas wie die Unsterblichkeit der Seele. Eine Idee, die eher auf der altgriechischen Philosophie um Platon (400 v. Chr.) beruht. In der jüdisch-christlichen Tradition spielt dagegen das Körperliche eine große Rolle.

Das Grab ist leer: Frauen sind erste Zeuginnen

Die besonders markanten Geschichten im Neuen Testament haben viel mit dem Körper zu tun. Die Jungfrauengeburt etwa oder die Heilungswunder und eben die Auferstehung. Deshalb ist die Frage, ob der Jesu Leib im Grab geblieben ist oder nicht absolut wichtig. In der Bibel jedenfalls wird das nicht nur auf eine mythologische oder geistige Ebene gehoben. Da ist es ganz handfest. Die Frauen als erste Zeuginnen der Auferstehung sehen: Das Grab ist leer. Und der Auferstandene begegnet ihnen leiblich. Sie sehen also einen echten Menschen. Ebenso die sogenannten Emmaus-Jünger, die nach Jesu Tod traurig in ihre Heimat zurückkehren. Auch sie begegnen dem Auferstandenen, er geht mit ihnen, und sie essen sogar zusammen.

Allerdings: In einigen der Begegnungen mit dem auferstandenen Jesus erkennen die Jüngerinnen und Jünger ihn erst einmal nicht. Die Frauen am Grab halten ihn für den Gärtner, die Emmaus-Jünger merken erst beim Brotbrechen, wer sie da begleitet hat. Im Johannesevangelium dagegen erkennen Jesu Leute gleich, dass er sogar noch die Wundmale trägt, die von der Kreuzigung herrühren. Und es heißt: „Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.“

Es wird deutlich, man erkennt ihn, aber auch wieder nicht. Seine Erscheinung ist also nicht exakt die gleiche wie vor seinem Tod. Jesu Auferstehung bleibt genauso ein Geheimnis, wie die „Auferstehung der Toten“, wie es im Glaubensbekenntnis heißt. Der Apostel Paulus schreibt es ausdrücklich: „Seht, ich sage euch ein Geheimnis, ihr werdet alle verwandelt werden.“ Er beschreibt dies als Verwandlung. Und ein biblisches Beispiel für solch eine Verwandlung ist das Weizenkorn. So wie das Korn in die Erde gelegt wird und vergeht, wächst daraus neuer Weizen. Es entsteht also etwas Neues, aber nicht etwas ganz anderes. Genau wie bei Jesus. Nach Ostern kann er durch Türen und Wände gehen, wird aber nicht immer gleich erkannt. Sein Leib ist nicht einfach vergangen, sondern es ist etwas Neues entstanden.

Das sendet eine wichtige Botschaft aus: Es braucht mehr Wertschätzung des Körpers. Denn sogar der verletzte, hinfällige und verwundete Körper wird auferstehen und verwandelt. Eine Botschaft, die – ernst genommen – auch ethische Konsequenzen im Hier und Jetzt hat. Heutige Predigten müssten deshalb vielleicht wieder viel öfter von der körperlichen Auferstehung reden. Die gute Nachricht von Ostern lautet doch: Gott und der, den er gesandt hat, sind stärker als der größte Vernichter und Feind, nämlich der Tod. Und deshalb wäre es eine wirklich gute Nachricht, dass Jesus „wahrhaftig auferstanden“ ist, wie es im traditionellen Ostergruß der Christen heißt. Es sollte sich natürlich niemand schämen müssen, der an eine leibliche Auferstehung nicht glauben mag. Und es ist nachvollziehbar, dass sich selbst Predigende in der heutigen Zeit manchmal schwer damit tun. Aber es ist auch schade, weil dann etwas von der Kraft und vom Zauber der Auferstehung verloren geht.