Der niedersächsische Diakonie-Chef Hans-Joachim Lenke hat sich dafür ausgesprochen, den Einsatz von Robotern in der Pflege von alten und kranken Menschen voranzutreiben. So könnten etwa Heberoboter dazu beitragen, die Pflegekräfte körperlich zu entlasten, sagte Lenke in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Internationalen Tag der Pflegenden am Sonntag (12. Mai). Zudem könnten soziale Roboter einen Teil der sozialen Interaktion in der Pflege übernehmen: „Auch um dem immer größer werdenden Personalmangel entgegenzuwirken.“ Die Diakonie gehört zu den großen Trägern der Pflege in Niedersachsen.
Lenke zufolge werden in den nächsten Jahren zahlreiche Pflegekräfte aus der Generation der „Babyboomer“ in den Ruhestand gehen, also der Menschen, die bis 1968 geboren wurden. Sie machten derzeit etwa 40 Prozent der Pflegekräfte aus. Ihr Ruhestand werde eine große Lücke hinterlassen. „Der Nachwuchs ist da, aber bei weitem nicht in der Zahl, die wir für die Aufrechterhaltung des derzeitigen Systems benötigen“, erläuterte Lenke. „Diese Lücke werden wir auch nicht durch Pflegekräfte aus dem Ausland schließen können.“
Um neue Pflegekräfte zu gewinnen, müsse der Alltag in der Pflege effizienter organisiert werden, um die Attraktivität des Berufs zu erhöhen. „Der ganze Digitalisierungsbereich muss vorangetrieben werden“, forderte Lenke. „Es geht darum, bürokratische Abläufe und Dokumentationspflichten so schlank und effizient wie möglich zu gestalten, damit die immer weniger werdenden Pflegekräfte am Menschen und in der tatsächlichen Pflege eingesetzt werden können und nicht am Faxgerät.“
So müsse die Dokumentation der Pflege mit Tablet und Sprachsteuerung möglich sein: „Damit ich nicht eine Papierakte mit mir herumschleppen und alles händisch in fünf Formulare eintragen muss“, sagte Lenke. „Das wäre sonst so ähnlich, wie wenn jemand an einem Commodore-64-Computer seinen Bürojob verrichten sollte. Da würde doch auch jeder sagen: Das mache ich nicht.“
Wichtig sei auch, Pflegekräften mehr Verantwortung zu übertragen. „Bei unseren europäischen Nachbarn haben Pflegekräfte einen anderen Kompetenzrahmen, in dem sie sich bewegen“, sagte der Diakonie-Chef: „Unsere Pflegekräfte sind sehr gut ausgebildet, viele haben sich auf bestimmte Themen wie die Wundversorgung oder die palliative Versorgung spezialisiert. Dieses Know-How muss auch eingesetzt werden dürfen, und zwar selbstständig und ohne permanente ärztliche Verordnungspflicht. Das würde auch die Ärztinnen und Ärzte entlasten.“
Die Bezahlung der Pflegekräfte habe sich inzwischen verbessert, sagte Lenke: „Es hält sich ja immer noch hartnäckig die Erzählung der schlecht bezahlten Pflegekräfte. Da muss man sagen, dass das so nicht mehr stimmt.“ In den vergangenen Jahren habe es mehrere Tarifsteigerungen und ein Tariftreuegesetz gegeben.