Zur Eröffnung der UN-Klimakonferenz in Baku fordert der Direktor des International Rescue Committee (IRC), David Miliband, ein breiteres internationales Engagement bei der Bewältigung der Klimakrise. „Es gibt Länder, die ein Vermögen mit der fossilen Industrie verdienen und sich neu bereichern“, sagte der ehemalige Außenminister des Vereinigten Königreichs dem Evangelischen Pressedienst (epd). Länder wie China oder Saudi-Arabien, die sich bisher nicht oder kaum an den internationalen Klimahilfen beteiligten, müssten auch ihre Beiträge leisten.
Miliband plädierte für ein Gleichgewicht zwischen öffentlichen und privaten Klimafinanzierungen. „Wir werden den privaten Sektor nicht dazu bringen, für die Klimaanpassung im Jemen zu zahlen. Das wird nicht passieren“, gab der Chef der Hilfsorganisation zu bedenken. Aber das bedeute nicht, dass private Investoren nicht in Kenia oder Jordanien in Klimaschutzmaßnahmen wie Solaranlagen investieren werden. Es komme auf die richtige Balance zwischen den unterschiedlichen Klimahilfen an.
Die Länder, die schon jetzt unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden, sind auf internationale Unterstützung angewiesen. „Viele Länder sind ohnehin schon hoch verschuldet. Sie nehmen das Geld aus den Gesundheits- oder Bildungsetats, um sich gegen den Klimawandel zu wappnen. Das ist pervers“, sagte Miliband. Er machte darauf aufmerksam, dass China für viele dieser Länder zu den bedeutendsten bilateralen Kreditgebern zähle. „Viele Länder haben Angst, ihre Glaubwürdigkeit bei der Schuldenrückzahlung zu verlieren, und zögern, bessere Konditionen auszuhandeln oder Schuldenerlass zu beantragen“, sagte Miliband.
Miliband, dessen Hilfsorganisation weltweit humanitäre Hilfe leistet, machte auch darauf aufmerksam, wie die Klimakrise mit weltweiten Konflikten und Kriegen zusammenhängt. „Wir wissen, dass der Klimawandel Ressourcenkonflikte verstärken kann. Das bedeutet: Wenn wir den Klimawandel nicht bekämpfen, wird es weltweit zu mehr politischer Instabilität und somit zu Konflikten kommen“, mahnte Miliband. Von den 20 Ländern weltweit, die am dringendsten humanitäre Hilfe benötigen, wiesen 16 gleichzeitig eine hohe Anfälligkeit für die Auswirkungen des Klimawandels auf.
Der Klimawandel hat Miliband zufolge auch die humanitäre Arbeit von IRC verändert. So unterstützt die Hilfsorganisation in klimawandelanfälligen Regionen wie Pakistan, Niger und Syrien Projekte zur Saatgutstärkung, sodass Landwirte trotz Klimaextremen ihre Ernten und damit ihre Lebensgrundlagen sichern können. „Man muss vorausdenken, um wirksam auf klimabedingte Katastrophen wie Überschwemmungen oder Dürren reagieren zu können“, erklärte Miliband.