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Das Tor ist geöffnet

Freiluftschau „Tore der Freiheit“ in Wittenberg nach ökumenischem Auftaktgottesdienst mit rund 4000 Menschen offiziell eröffnet

Jens Schlueter/epd

Wittenberg –  Kurz vor dem großen Festwochenende zum 500. Reformationsjubiläum ist in Wittenberg die Weltausstellung Reformation „Tore der Freiheit“ eröffnet worden. In Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier öffnete der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, anschließend symbolisch ein Tor der Weltausstellung. Spitzenvertreter von Kirche und Politik unterstrichen die weitreichenden Folgen der Kirchenerneuerungsbewegung bis heute.
Rund 4000 Menschen feierten nach Veranstalterangaben zuvor gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst auf dem Marktplatz der Lutherstadt. An dem Auftaktgottesdienst nahmen neben Steinmeier und Bedford-Strohm auch der katholische Bischof Gerhard Feige aus Magdeburg und der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos teil.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte zur Eröffnung der Ausstellung, die Reformation habe die Geschichte, Kultur und Lebensweise über Jahrhunderte direkt oder indirekt beeinflusst und tue es bis heute. Die Reformation sei dabei kein abgeschlossener Prozess. Es zähle etwa zu den historischen Lehren der Reformation und ihrer Folgen, „dass nur die Akzeptanz des Andersgläubigen aus dem Krieg der Konfessionen herausführt und dass der Mensch die Intoleranz und die Gewalt, die im Namen der Religion verübt wird, überwinden kann“.
Reformation heiße auch, Verantwortung zu übernehmen und Zukunft zu gestalten, betonte der Bundespräsident. Die „Tore der Freiheit“ um die Wittenberger Altstadt öffneten den Blick dafür. Nicht nur in Europa, auch anderswo auf der Welt sei der Gefahr von Nationalismen und Abgrenzung zu begegnen. Steinmeier sprach von einer Tendenz, Tore zu schließen, anstatt Tore der Freiheit zu öffnen: „Dem entgegen können wir die Erinnerung an einen hoffnungsvollen und mutigen Aufbruch zur Emanzipation des Menschen stellen, der mit der Reformation verbunden bleibt.“
Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm freute sich: „Endlich ist der Reformationssommer da.“ 2017 sei zu einem Beteiligungsjubiläum geworden, bei dem sich sehr viele Menschen begeistert engagierten. Der bayerische Landesbischof hofft, dass sich in Wittenberg wie beim Europäischen Stationenweg viele Menschen für die Botschaft der Reformation neu begeistern lassen. Es wäre sein Traum und seine Hoffnung, dass die Menschen, die dem Glauben heute auch mit Skepsis begegnen, nach dem Reformationssommer neu nachdenken würden und einen Zugang zum Glauben finden könnten.
„Es wird eine interna­tionale, ökumenische Weltausstellung und ein Aufbruchssignal für Kirche und Gesellschaft“, zeigte sich die Botschafterin der EKD für das 500. Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, überzeugt.
In den sieben Torräumen rund um die Wittenberger Altstadt zeigen noch bis zum 10. September rund 80 Aussteller ihre Sicht auf Geschichte und Zukunft der Reformation (siehe dazu auch Seite 13). epd