Vor fast 1.000 Tagen griff Russland die Ukraine an. Deutsche, polnische und ukrainische Christen wollen Mitgliedern der russisch-orthodoxen Kirche jetzt per Brief die Hand reichen. Das Ziel: Umkehr und Vergebung.
Christen und Christinnen aus Deutschland, Polen und der Ukraine haben einen gemeinsamen Friedensappell an orthodoxe Russen und Russinnen gerichtet. “Mit diesem Brief an die Christen der Orthodoxen Kirche in Russland wollen wir die grausame Spirale von Hass und Vernichtung stoppen”, schreiben unter anderen der katholische Priester Manfred Deselaers vom Zentrum für Dialog und Gebet im polnischen Oswiecim (Auschwitz) und der Bundesvorsitzende der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, Gerold König. Sie würden die “ausgestreckte Hand” reichen und hofften, “dass sie irgendwann angenommen wird”.
In ihrem Brief “an die Christen der Orthodoxen Kirche in Russland” mahnen die Autoren zu Umkehr und Bekehrung. Zu den Erstunterzeichnern zählen auch der römisch-katholische Weihbischof von Lwiw (Lemberg), Edward Kawa, und Robert Zurek von der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung in Polen.
“Mit jeder Bombe, die Russland im Namen Christi auf die Ukraine abwirft, tötet es das eigene Christentum”, heißt es in dem Brief. Russland versuche den Krieg mit christlichen Argumenten zu rechtfertigen. Das sei ein “schrecklicher Götzendienst, ein Verrat an Christus selbst”. Russland erkenne die Unabhängigkeit der Ukraine nicht an und wolle “sie zerstören”. Es handle sich um Völkermord.
Der russische Angriffskrieg könne zu “Hass auf alles Russische und alle Russen führen”, kritisieren die Unterzeichner. Aber nie seien alle Menschen “gleich schuldig”. Auch Hass zerstöre das Christentum. “Wir kämpfen für ein Ende von Hass und Verbrechen”, so die Autoren.
Weiter heißt es: “Wir beten um Bekehrung, nicht um den Tod unserer Feinde.” Die Unterzeichner versichern, es gebe viele Christen in der russisch-orthodoxen Kirche, die keine Politisierung der Kirche wollen, den Krieg ablehnten und für ihre Überzeugung ins Gefängnis oder in die Emigration gehen müssten. “Wir möchten sie unserer Nähe versichern und sie ermutigen, keine Angst zu haben, Gott zu vertrauen und Wege des Friedens zu suchen”, betonen sie.
Initiator Deselaers sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch, man wolle zu einer Diskussion beitragen, die sich nicht um Waffen drehe. Der deutsche Priester arbeitet seit 1996 in der Bildungsabteilung des katholischen Zentrums für Dialog und Gebet in der Nähe des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Die Republik Polen und die Bundesrepublik zeichneten Deselaers jeweils mit Verdienstorden aus.