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CDU-Landtagsabgeordneter Thomas kontert Pfarrer-Vorwürfe

Der CDU-Landtagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Thomas, wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe bei einer Abstimmung im Stadtrat von Quedlinburg den AfD-Kandidaten und evangelischen Pfarrer Martin Michaelis unterstützt. „Die in Rede stehende Wahl von Herrn Michaelis war eine geheime Wahl“, sagte Thomas dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Am Montag wurde bekannt, dass Pastor Andreas Dreyer von der Evangelischen Landeskirche Hannovers, der zugleich CDU-Mitglied ist, ein Parteiordnungsverfahren gegen Thomas beantragt hat. Die CDU-Landesgeschäftsstelle in Magdeburg bestätigte am Dienstag auf Anfrage den Eingang des Schreibens.

„Jegliche Unterstellungen und Behauptungen von Herrn Dreyer verbitte ich mir in diesem Zusammenhang aus Respekt vor dieser demokratischen Handlung des Quedlinburger Stadtrates“, sagte Thomas weiter. Bei der Kommunalwahl im Juni vergangenen Jahres hatte Michaelis als Parteiloser auf der AfD-Liste für den Quedlinburger Stadtrat kandidiert. Er wurde daraufhin von seinem Amt als Pfarrer im sachsen-anhaltischen Gatersleben entbunden und muss sich einem Disziplinarverfahren in der mitteldeutschen Landeskirche stellen.

Nach der Wahl wurde Michaelis zum stellvertretenden Vorsitzenden des Stadtrates gewählt – möglicherweise auch mit CDU-Stimmen. Dreyer wirft daher Thomas in einem am Montag veröffentlichten Schreiben vor, er habe dem Ansehen der CDU und der evangelischen Kirche schweren Schaden zugefügt. Zugleich legt er ihm den Parteiaustritt nahe. Die Kirche hatte im vergangenen Jahr erklärt, eine AfD-Mitgliedschaft sei unvereinbar mit kirchlichen Ämtern.

Dreyer, der zugleich stellvertretender Vorsitzender der Pfarrergesamtvertretung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist, führt in seinem Antrag zudem aus, durch Thomas’ Verhalten seien Pfarrer, die zugleich bekennende Mitglieder von CDU und CSU seien, in eine extrem belastende Situation gebracht worden und von Dritten zum Parteiaustritt aufgefordert worden.

Auch er selbst sei von Michaelis nahestehenden Pfarrpersonen stark unter Druck gesetzt und gemobbt worden. Daher habe er mehrere Ämter aufgeben müssen, unter anderem den Vorsitz des Hannoverschen Pfarrvereins, schreibt Dreyer weiter. Im Jahr 2022 hatte er gegen Michaelis, der damals Vorsitzender der Pfarrergesamtvertretung der VELKD war, ein Misstrauensvotum beantragt, das letztlich erfolgreich war.

Thomas, der selbst evangelischer Christ ist, sagte, es befremde ihn als Kirchenmitglied außerordentlich, wie Pfarrer innerhalb der evangelischen Kirche miteinander umgehen würden: „Das Gebot ‘Liebe Deinen Nächsten’ scheint selbst unter Theologen in der evangelischen Kirche nicht mehr zu gelten. Ich warne an dieser Stelle ausdrücklich vor dem weiteren Verlust an Kirchenmitgliedern.“